Sparmedo Ratgeber

Darmflora stärken für eine bessere Verdauung und einen gesunden Lebensstil

Aktualisiert am 16.11.21

Im menschlichen Dickdarm ist es warm, feucht und das Angebot von Nährstoffen ist hoch. Hier findet sich ein wahres Biotop für Bakterien jeglicher Art. Die Mikroorganismen, die vom Immunsystem als körpereigen erkannt und nicht bekämpft werden, bezeichnen Mediziner als "Darmflora".

Die menschliche Darmflora nimmt vom ersten Lebenstag an Einfluss auf das Immunsystem und die Entstehung von akuten und chronischen Erkrankungen. Verschiedene Faktoren bringen das sensible Gleichgewicht im Darm ins Schwanken. Eine abwechslungsreiche Ernährung und der Einsatz von Probiotika und Präbiotika regeneriert die Darmflora und trägt zu einem gesunden Lebensstil bei.

In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:

  1. Funktionen der Darmflora
  2. Ursachen & Risikofaktoren einer geschwächten Darmflora
  3. Mögliche Erkrankungen im Zusammenhang mit einer geschwächten Darmflora
  4. Symptome einer geschwächten Darmflora
  5. Ernährung für eine gesunde Darmflora
  6. Gesunde Darmflora aufbauen und stärken
  7. Folgen bei Nichtbehandlung
  8. Tipps für eine gesunde Darmflora
  9. Neueste Studien und Erkenntnisse

Die Darmflora spielt eine entscheidende Rolle bei Abwehrprozessen und bei der Erhaltung gesunder Stoffwechselfunktionen. Im Lauf des Lebens passt sich die bakterielle Besiedelung des Darms der Umgebung an.

Säuglinge und Kleinkinder bauen ihre Darmflora in den ersten zwei Lebensjahren erst auf und bei Senioren wird eine Abnahme der guten Bakterien beobachtet.1 Ihre Ernährung hat einen großen Einfluss auf die Zusammensetzung Ihrer Darmflora. In der Apotheke finden Sie zusätzlich Präparate, die Ihre Darmflora stärken und zur Gesunderhaltung des Darms beitragen können.

Funktionen der Darmflora

Die Bakterien im Darm sind nicht mit Parasiten zu vergleichen. Zwar leben sie in einem fremden Organismus, sie arbeiten aber auch für ihre Versorgung. Die Darmflora besteht aus verschiedenen Bakterienarten, die zum Beispiel Ballaststoffe verdauen und die Vitamine K und Vitamin B12 sowie Biotin und Folsäure produzieren.

Biotin, das Vitamin für Kraft und Schönheit

Biotin wird auch als Vitamin B7 oder Vitamin H bezeichnet und ist ein wichtiges wasserlösliches Vitamin für den menschlichen Organismus. Biotin übernimmt in Verbindung mit Enzymen Rollen beim Aufbau von Eiweißen, Kohlenhydraten und Fetten. Das Vitamin ist am Zellwachstum beteiligt und hält Haut, Haare und Nägel gesund. Bei der Energiegewinnung für die Muskelkraft spielt es ebenfalls eine entscheidende Rolle. Ein gesunder menschlicher Körper benötigt nur geringe Mengen an Biotin. Es wird durch die Bakterien der Darmflora und Nahrungsmittel wie Haferflocken, Erdnüsse, Blumenkohl und tiereische Produkte bereitgestellt.

Die Darmflora und das Immunsystem

Der Darm verfügt über ein eigenes Immunsystem, das sich vom ersten Lebenstag an entwickelt. Spezielle Zellen in der Darmwand fangen Schadstoffe und Krankheitserreger ein und reichen sie an das Abwehrgewebe (lymphatische Gewebe) im Darm weiter. Der Körper produziert nun sogenannte T- und B-Zellen, welche die Eindringlinge unschädlich machen. Die gesunden Bakterien der Darmflora haben die Aufgabe, dieses Immunsystem zu trainieren und ihm beizubringen, von welchen Zellen Gefahr droht. Zusätzlich verdrängt eine hohe Anzahl an gesunden Bakterien die potenziellen Krankheitserreger von der Darmwand.

Die Verdauung von Ballaststoffen

Zusätzlich verdaut die Flora des Dickdarms Ballaststoffe, die der Organismus sonst unverändert ausscheiden würde. Aus diesen Ballaststoffen entstehen zum Beispiel kurzkettige Fettsäuren, die einen hohen Energiegehalt haben, die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen in den Körper fördern und vor Verstopfung schützen.

Ursachen & Risikofaktoren einer geschwächten Darmflora

Die Darmflora ist vielen inneren und äußeren Einflüssen ausgesetzt.

Ursachen & Risikofaktoren einer geschwächten Darmflora

Aus dem Gleichgewicht gebracht wird sie zum Beispiel von:

Mögliche Erkrankungen im Zusammenhang mit einer geschwächten Darmflora

Die Darmflora und ihre Rolle bei der Entstehung von Krankheiten wird weiterhin erforscht. Es bestehen Hinweise auf einen Zusammenhang einer geschwächten Darmflora mit

Symptome einer geschwächten Darmflora

Gerät das Verhältnis von gesunden und ungesunden Mikroorganismen im Darm aus dem Gleichgewicht, entsteht eine sogenannte Dysbiose. Krankheitserreger breiten sich in dieser Situation besser aus und die nützlichen Bakterien der Darmflora nehmen immer mehr ab. Eine geschwächte Darmflora kann sich durch folgende Symptome ausdrücken:

Ernährung für eine gesunde Darmflora

Das Ziel ist eine optimale Versorgung des Darms mit gesunden Bakterien über die Ernährung. Mediziner und Ernährungswissenschaftler erforschen die richtige Kombination aus Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln, um an dieses Ziel zu gelangen. An erster Stelle steht eine vielseitige Ernährung, die die Vielfalt der Darmbakterien fördert.

Nahrungsmittel, welche die Darmflora positiv beeinflussen

Setzen Sie folgende Nahrungsmittel regelmäßig auf Ihren Speiseplan:

Lebensmittel, die Mikroorganismen enthalten, die sich direkt im Darm ansiedeln, werden als probiotische Lebensmittel bezeichnet. Probiotika sind zum Beispiel Milchsäurebakterien und Hefepilze, die als Teil der Darmflora die Gesundheit fördern.

Lebensmittel, die die Darmflora ungünstig beeinflussen

Nicht zu empfehlen ist eine einseitige Ernährung, die zu großen Teilen aus Industriezucker und Fetten besteht.

Gesunde Darmflora aufbauen und stärken

Da eine gestörte Darmflora mit recht unspezifischen Symptomen einhergeht, suchen viele Betroffene einen Arzt auf, um abzuklären, was hinter ihren Beschwerden steckt.

Wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten

Vermuten Sie bereits eine Beeinträchtigung Ihrer Darmflora nach der antibiotischen Therapie einer bakteriellen Infektion, können Sie eine Therapie zunächst beginnen und Ihren Arzt im Verlauf nach seinem Rat fragen. Beobachten Sie Symptome, die Sie in Ihrem Allgemeinzustand einschränken, suchen Sie sofort einen Arzt auf.

Nahrungsergänzungen zum Aufbau der Darmflora

Verschiedene Präparate können dazu beitragen, eine gesunde Darmflora aufzubauen bzw. zu stärken.

Probiotische Bakterienkulturen

Probiotika sind lebende aktive Milchsäurebakterien, Bifidobakterien und Darmkeime wie E.coli, die die Reise durch Magen und Dünndarm unbeschadet überstehen und sich in der Flora des Dickdarms ansiedeln.

Sie erhalten Kombinationspräparate oder Produkte, die nur eine Bakterienart enthalten. Ihnen stehen verschiedene Darreichungsformen (Tropfen, Kapseln, Pulver, Lösung) zur Verfügung. Probiotika sind frei verkäuflich.

Probiotika als Kombipräparat mit mehreren Bakterienarten

Je nach gewünschter Anwendungsdauer erhalten Sie Präparate die für eine dauerhafte Nahrungsergänzung oder eine kurzfristige Darmsanierung geeignet sind. Handelt es sich bei dem Betroffene um ein Kind, besprechen Sie die Therapie bitte zunächst mit Ihrem Kinderarzt.

Einige der Präparate sind mit weiteren Vitaminen, wie zum Beispiel Biotin oder Folsäure angereichert, um den Aufbau der Darmflora und die Stoffwechselabläufe zu optimieren. Ist die Darmflora wieder aufgebaut, übernimmt sie die Produktion von Biotin selbst und eine Nahrungsergänzung ist nicht mehr notwendig.

Lactobazillen

Dies sind lebende, aktive Milchsäurebakterien und werden vornehmlich zur Stärkung der Darmflora eingesetzt sowie zur Behandlung von unkomplizierten Durchfallerkrankungen. Es gibt unterschiedliche Gruppen von Lactobazillen, die in Präparaten eingesetzt werden.

Bifidobakterien

Sie unterstützen den Aufbau der Darmflora und werden als Nahrungsergänzung für Allergiker empfohlen.

Darmkeime

Darmkeime (E.coli, Enterococcus faecalis) werden zur Stärkung der Abwehrkräfte gegen Erkältungskrankheiten und  zur Sanierung des Magen-Darm-Trakts eingesetzt.

Präbiotika

Zur Stabilisierung und Ernährung der Darmflora und speziell der Milchsäurebakterien können Sie pflanzliche Präbiotika zu sich nehmen. Bei Präbiotika handelt es sich um spezielle Ballaststoffe wie beispielsweise Oligofructose, Inulin und Lactulose. Sie fungieren als Nahrung für die gesunden Darmbakterien, , während Krankheitserreger keine Energie aus ihnen gewinnen können.

Fructooligosaccharide (FOS)

Fructooligosaccharide (FOS) sind unverdauliche Einfachzucker, die in Lebensmitteln wie Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Getreiden und Bananen vorkommen. Sie ernähren Laktobazillen und Bifidobakterien und unterstützen die gesunden Funktionen der Darmwand.

Inulin

Inulin besteht aus einer Mischung verschiedener Mehrfachzucker, die in Pflanzen vorkommen. Artischocken und Chicoree sind nur zwei Beispiele. Inulin wird als Zuckerersatzstoff verwendet. Es wird nicht in den Körper aufgenommen, sondern ernährt die Darmflora am Ende des Dickdarms. 

Lactulose

Lactulose ist ein Zucker, der sich aus je einem Molekül Schleimzucker und Fruchtzucker zusammensetzt. Lactulose wird nicht verdaut, sondern von den gesunden Bakterien der Darmflora fermentiert. Sie ernährt hauptsächlich das Bifidobakterium bifidus. Bekannt ist die abführende Wirkung der Lactulose.

Synbiotika, eine perfekte Kombination für die Darmgesundheit

Da die Präbiotika die Probiotika im Darm ernähren und sie bei der Besiedlung des Darms unterstützen, ist eine Kombination der beiden Stoffe in einem Ernährungsergänzungspräparat optimal für die Gesundheit Ihres Darmes. Diese Kombipräparate werden als Synbiotika bezeichnet.

Wie Sie Ihre Darmflora nach einer Antibiotika-Einnahme stärken

Antibiotika unterscheiden nicht zwischen guten und schlechten Bakterien und greifen daher als unerwünschte Nebenwirkung auch die Darmflora an. Im Anschluss an eine antibiotische Therapie ist es daher sinnvoll, die geschwächte Darmflora zu regenerieren. Probiotische Nahrungsergänzungsmittel führen auf dem schnellsten Weg zu diesem Ziel. Schon geringe Mengen an Antibiotika können die sensible Darmflora beeinträchtigen. Denken Sie zum Beispiel an Fleischprodukte und Milch, die immer wieder Spuren dieser Medikamente aufweisen. Nehmen Sie regelmäßig bis täglich Probiotika zu sich und achten Sie auf eine gesunde Ernährung, um dem Effekt der Antibiotika entgegen zu wirken.

Hausmittel, welche die Darmflora stärken

Neben Sauerkraut, Kefir und Naturjoghurt steht Ihnen zum Beispiel eine Teemischung aus Anis, Kümmel, Fenchel und Koriander zur Verfügung. Die pflanzlichen Wirkstoffe unterstützen den Darm bei seiner Regeneration und befreien Sie von lästigen Blähungen, die mit dem Wiederaufbau der Darmflora einhergehen können.

Folgen bei Nichtbehandlung

Bauen Sie Ihre gestörte Darmflora nicht wieder auf, werden sich die Symptome nicht bessern, sondern eher verschlimmern. Inwiefern das Risiko für chronische Erkrankungen tatsächlich steigt, wird weiterhin untersucht. Auch Darmkrebs ist Gegenstand dieser Untersuchungen.

Tipps für eine gesunde Darmflora

Studien und Erkenntnisse

Probiotika: wirkungslos oder sogar schädlich?
Probiotika sollen dem Wiederaufbau der Darmflora zuträglich sein. Manche Ärzte empfehlen sie zum Beispiel nach längerer Behandlung mit Antibiotika. Eine Studie eines israelischen Instituts lässt Zweifel an der Wirksamkeit aufkommen. Demnach verdrängen die in den Probiotika enthaltenen Bakterienkulturen nicht nur Krankheitserreger, sondern auch solche Bakterien, die für den Menschen wichtig und nützlich sind. Zunächst hatten die Forscher festgestellt, dass sich die Erholung der Darmflora von Mäusen nach einer Antibiotika-Behandlung verzögerte, wenn die Tiere Probiotika erhielten. Es folgten zwei Studien an gesunden Menschen. Zu Beginn wurden mittels Magen- beziehungsweise Darmspiegelung Proben der Schleimhaut entnommen und untersucht, welche Bakterien sich dort angesiedelt hatten. Im Anschluss wurden zwei Gruppen gebildet, von der eine Probiotika bekam und die andere zur Kontrolle ein Placebo. Anhand der vorher entnommenen Proben ließen sich zwei verschiedene Typen unterscheiden: Bei den Persistern überlebten die Kulturen der Probiotika, bei den Resistern nicht. Um eine Aussage über den Wiederaufbau der Darmflora treffen zu können, sind Studien an kranken Menschen sinnvoll, die zum Beispiel an Durchfällen nach einer Antibiotika-Behandlung leiden. Weitere Informationen hier.

Quellen

1Paul W. O'Toole et al.: Gut microbiota composition correlates with diet and health in the elderly. Published: Nature 488,178-184 (09 August 2012) doi:10.1038/nature11319
Stephan C. Bischoff, Probiotika, Präbiotika und Synbiotika, Georg Thieme Verlag, 2009
Stephanie L. Schnorr et al., Gut microbiome of the Hadza hunter-gatherers, Nature Communications, 15 April 2014, Doi:10.1038/ncomms4654
Uli P. Burgerstein, Hugo Schurgast, Michael B. Zimmermann, Handbuch Nährstoffe: Vorbeugen und heilen durch ausgewogene Ernährung, Georg Thieme Verlag, 2012 https://www.mpg.de/8121319/darmflora_hadza
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=56753


Bitte beachten Sie: Die ggf. im Ratgeber aufgeführten Medikamente stellen keine Empfehlungen dar. Es handelt sich hierbei lediglich um eine lose Auswahl von Präparaten, die einen bestimmten Wirkstoff enthalten und/oder einer speziellen Produktkategorie zugeordnet werden. Diese werden über unsere Seite direkt eingepflegt und sind keineswegs eine Aufforderung zum Kauf eines bestimmten Medikaments.


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