Biotinmangel (Vitamin B7) behandeln und vorbeugen
Aktualisiert am 23.04.24
Vitamin B7, auch bekannt als Biotin, gilt nicht ohne Grund als „Schönheitsvitamin“, denn es sorgt für schöne Haut, kräftiges Haar und gesunde Nägel. Ein Mangel an Biotin tritt normalerweise selten auf, da es in vielen Lebensmitteln vorkommt. Wenn jedoch ein Mangel entsteht, äußert sich dieser in der Regel erst nach längerer Zeit.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Vorkommen & Funktion von Biotin
- Ursachen eines Biotinmangels
- Symptome eines Biotinmangels
- Risikogruppen
- Täglicher Biotin-Bedarf
- Ernährung bei Biotinmangel
- Was behindert/fördert die Biotinaufnahme?
- Behandlung mit Nahrungsergänzungsmittel
- Biotinidase-Test beim Neugeborenenscreening
Vorkommen von Biotin
Biotin, auch als Vitamin B7 oder Vitamin H bekannt, ist ein wasserlösliches, schwefelhaltiges Vitamin der B-Gruppe. Bei einem Überschuss an Biotin, scheidet der Körper es über die Nieren wieder aus. Allerdings kann der menschliche Organismus Biotin nicht selbst herstellen, weshalb eine ausreichende Zufuhr über die Nahrung unerlässlich ist.
Bei der Aufnahme von Biotin spielt das Enzym Biotinidase eine entscheidende Rolle. Es bestimmt, wie viel Biotin der Körper tatsächlich über die Nahrung aufnehmen kann. Denn ohne das Enzym Biotinidase kann der Körper das Vitamin nicht verwerten. Biotinidase ist in Lebensmitteln an Eiweiße gebunden und spaltet den Biotin-Eiweiß-Komplex auf, wodurch Vitamin B7 in seine aktive Form umgewandelt wird.
Biotinproduktion von bestimmten Organismen
Lediglich Algen, bestimmte Pflanzenarten, Bakterien, Hefe und Schimmelpilze können Biotin selbst produzieren. Auch ein Großteil der im Dünn- und Dickdarm ansässigen Bakterien ist in der Lage Biotin zu bilden. Allerdings ist noch unklar, ob diese Form des Vitamins vom Menschen in bedeutenden Mengen absorbiert wird. Daher decken wir unseren täglichen Bedarf an Biotin hauptsächlich durch die Aufnahme von Vitamin B7 aus Lebensmitteln.
Funktion von Biotin im Körper
Biotin übernimmt im Körper folgende Funktionen:
- Zellwachstum
- Reparatur von DNA-Schäden
- erhält und fördert das Wachstum von Blutzellen, Talgdrüsen, Nervengewebe, Haut, Nägeln und Haaren
- ist als Coenzym am Energie-, Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel beteiligt
- unterstützt beim Abbau bestimmter Fettsäuren und einiger Aminosäuren (Leucin, Isoleucin, Valin, Methionin und Threonin)
- hilft bei der korrekten Übermittlung der Erbgutinformationen
- normalisiert den Blutzuckerspiegel
Ursachen eines Biotinmangels
Generell ist ein ernährungsbedingter Biotinmangel eher selten. Ein Mangel kann jedoch hervorgerufen werden durch:
- einseitige Ernährung (mit einem hohen Konsum an rohem Eiklar)
- zu geringe Zufuhr durch Mangel- oder Fehlernährung (Essstörungen, Diäten)
- erhöhter Bedarf von Biotin (beispielsweise Sportler oder Alkoholkranke)
Weiterhin können einige Faktoren die Aufnahme von Biotin beeinträchtigen bzw. den Abbau fördern. Dazu gehören:
- hoher Alkoholkonsum
- Rauchen
- Einnahme von Antibiotika oder Arzneimittel gegen Epilepsie
- Darmerkrankungen
Symptome eines Biotinmangels
Typisch für einen Mangel an Biotin sind Symptome wie:
- Haarausfall und dünner werdendes Haar
- brüchige Fingernägel
- Wachstumsverzögerung
- Hautveränderungen wie gerötete und schuppige Haut bzw. Hautausschläge
- neurologische Störungen (wie Bewegungsstörungen, Lethargie)
- geschwächtes Immunsystem
- allgemeines Schwächegefühl
Risikogruppen für einen Biotinmangel
Ein Biotinmangel tritt in der Regel äußerst selten auf. Dennoch gibt es Personengruppen, bei denen der Bedarf erhöht ist oder ein Mangel durch bestimmte Vorbelastungen auftreten kann.
Auf eine ausreichende Biotinzufuhr sollten vor allem folgende Personengruppen achten:
- Personen mit Darmerkrankungen
- Diabetiker
- Stillende
- Dialysepatienten
- Sportler
- Personen mit regelmäßiger Einnahme von Antibiotika oder Arzneimittel gegen Epilepsie
- Personen mit genetisch bedingten Biotinmangel
Personen mit Darmerkrankungen
Darmstörungen können Veränderungen in der Darmwand verursachen, die die Aufnahme von Biotin aus der Nahrung beeinträchtigen. Besonders bei angeborenen Störungen ist ein Biotinmangel nicht ungewöhnlich. Bei diesen genetischen Veränderungen kann das Enzym Biotinidase nicht mehr produziert werden, was zu einem Biotinidase-Mangel führt. Da dieses Enzym für die Umwandlung von Vitamin B7 in seine aktive Form und die Aufnahme notwendig ist, führt dieser Mangel zu einer unzureichenden Aufnahme von Biotin aus der Nahrung. Dies kann vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern schwerwiegende Symptome wie Krampfanfälle, Entwicklungsverzögerungen, schwache Muskulatur und Bewegungsstörungen, Beeinträchtigung des Immunsystems, Hörverlust durch Rückbildung der Hörnerven oder Bewusstseinsstörungen verursachen.
Dialysepatienten & Diabetiker
Biotin wird von Dialysepatienten schlecht aus dem Darm resorbiert und bei der Dialyse zum Teil ausgewaschen. Daher tragen Dialysepatienten ein erhöhtes Risiko für einen Biotinmangel.
Ähnliches gilt für Diabetiker: Biotin beeinflusst die Aktivität verschiedener Gene, die an der Insulinfreisetzung beteiligt sind. Ein Biotinmangel kann daher mit verminderter Glukosetoleranz und Glukoseverwertung verbunden sein. Eine Supplementierung von Biotin ist bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes durchaus ratsam, denn Biotin kann dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel zu senken und die Insulinsensitivität zu verbessern.
Stillende
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung haben stillende Mütter einen höheren Biotin-Bedarf. Der Grund dafür ist, dass Biotin in verschiedene, wichtige Stoffwechselprozesse von Mutter und Kind involviert ist. So trägt Biotin unter anderem zu einer normalen Funktion des Nervensystems und einem normalen Energiestoffwechsel bei. Um den erhöhten Biotin-Bedarf während der Stillzeit zu sichern, kann mitunter die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels sinnvoll sein.
Sportler
Sport kann den Biotin-Bedarf erhöhen. Denn Sportler, die beispielsweise im Rahmen spezieller Bodybuilding-Diäten über mehrere Monate hinweg täglich mehrere rohe Eier konsumieren, haben ein erhöhtes Risiko einen Biotinmangel zu entwickeln. Grund dafür ist das im rohen Eiklar vorkommende Protein Avidin, welches Biotin bindet und damit dessen Aufnahme im Darm verhindert. Werden die Eier jedoch gekocht, wird das Avidin damit inaktiviert. Eine Unterversorgung tritt jedoch nur auf, wenn rohe Eier übermäßig konsumiert werden und gleichzeitig die Biotinzufuhr aus anderen Lebensmitteln zu gering ist.
Personen mit regelmäßiger Medikamenteneinnahme
Die langfristige Verwendung bestimmter Medikamente wie Antibiotika, Antikonvulsiva oder Barbiturate (Arzneimittel zur Behandlung epileptischer Anfälle) kann ebenfalls zu einem Biotinmangel führen.
Genetisch bedingter Biotinmangel
Ein genetisch bedingter Mangel an Biotin (Carboxylase-Mangel) kann in zwei unterschiedlichen Formen auftreten. Bei der früh auftretenden Form des Carboxylase-Mangels reichen die üblichen Biotinmengen nicht aus, um die Carboxylasen zu aktivieren. Die Holocarboxylase-Synthetase bindet Biotin an die Carboxylasen, damit sie ihre Funktion erfüllen können. Jedoch ist dieses Enzym bei einem Carboxylase-Mangel weniger aktiv. Betroffene Säuglinge zeigen bereits innerhalb weniger Tage erste Symptome wie Erbrechen, Hautausschläge, Übersäuerung des Blutes oder niedriger Blutdruck.
Die spätere Form des Carboxylase-Mangels tritt vor allem aufgrund eines Mangels an Biotinidase auf. Die Symptome ähneln die der früh auftretenden Form, äußern sich jedoch erst einige Monate nach der Geburt. Wenn ein Elternteil an dieser Krankheit leidet, kann bereits vor der Geburt eine Fruchtwasseruntersuchung zeigen, ob das Ungeborene ebenfalls betroffen ist. Ist dies der Fall, kann die Mutter durch die Einnahme hoher Dosen von Biotin negative Auswirkungen auf den Fötus verhindern. Die Behandlung eines Carboxylase-Mangels erfordert jedoch lebenslang die Einnahme hoher Mengen an Biotin.
Täglicher Biotin-Bedarf
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt folgende tägliche Biotinzufuhr:
Säuglinge
- 0 bis unter 4 Monate: 4µg
- 4 bis unter 12 Monate: 6µg
Kinder
- 1 bis unter 4 Jahre: 20µg
- 4 bis unter 7 Jahre: 25µg
- 7 bis unter 10 Jahre: 25µg
- 10 bis unter 13 Jahre: 35µg
- 13 bis unter 15 Jahre: 35µg
Jugendliche/Erwachsene
- ab 15 Jahre: 40µg
- Schwangere: 40µg
- Stillende: 45µg
Während der Schwangerschaft besteht kein erhöhter Bedarf an Biotin. Stillende Mütter sollten laut Empfehlung der DGE allerdings 45µg Biotin täglich aufnehmen.
Ernährung bei Biotinmangel
Folgende Lebensmittel sind reich an Biotin und können eine ausreichende Versorgung mit Biotin sicherstellen (Angaben je 100g Lebensmittel):
- Grünkohl: 500µg
- Petersilie: 400µg
- Rinderleber: 100µg
- Staudensellerie: 100µg
- Kalbsniere: 80µg
- Kalbsleber: 75µg
- Sojabohnen: 60µg
- Rinderniere: 58µg
- Hühnereigelb: 53µg
- Erdnüsse: 34µg
- Schweineleber: 27µg
- gekochte Eier: 25µg
- Haferflocken: 20µg
- Erbsen: 19µg
- Champignons: 16µg
- Scholle: 11µg
- Austern: 10µg
- Avocado: 10µg
- Limburger: 8,6µg
- Spinat: 6,9µg
- Brie: 6,2µg
- Bananen: 5,5µg
- Hering: 4,5µg
- Forelle: 4,5µg
- Erdbeeren: 4µg
- Tomaten: 4µg
- Milch: 3,5 µg
Ernährungsvorschläge zur Deckung des täglichen Biotin-Bedarfs
Die folgende Grafik zeigt, wie Sie den täglichen Biotin-Normalbedarf eines gesunden Erwachsenen decken können:
Was behindert die Biotinaufnahme im Körper?
Einige Stoffe und Substanzen erschweren die Aufnahme und Verwertung von Biotin im Körper. Dazu zählen:
- Antivitamine: Dehydrobiotin, Norbiotin, Desthiobiotin, Biotinsulfon und Homobiotin (Zwischen- bzw. Abbauprodukte im Rahmen des Fettabbaus)
- Acidomycin: Das Antibiotikum wirkt gegen Mykobakterien (Tuberkelbazillen) und blockiert deren Biotinsynthese.
- Eiklar: Das in rohem Eiklar enthaltene Avidin bildet mit Biotin einen Komplex, der nicht im Darm resorbiert wird.
Was fördert die Biotinaufnahme im Körper?
Die Vitamine B2, B6, B12 sowie Folsäure und Pantothensäure unterstützen die Aufnahme von Biotin und kommen der Wirkung von Biotin im Körper zugute.
Biotinmangel behandeln - mit Nahrungsergänzungsmitteln
Manchmal kann es sinnvoll sein, Biotin durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zuzuführen. Wenn die Biotinaufnahme den täglichen Bedarf ausreichend deckt, verbessern sich viele Beschwerden meist schon innerhalb weniger Tage. Probleme wie brüchige Nägel aufgrund eines Biotinmangels erfordern jedoch in der Regel eine mehrmonatige Einnahme.
Biotin-Überversorgung
Eine hochdosierte Biotinzufuhr von bis zu 20mg täglich hat nach derzeitigem Forschungsstand keine nachteiligen Effekte beim Menschen. Daher zieht eine Überversorgung keine schwerwiegenden Folgen nach sich.
Biotin-Präparate zur Vorsorge von schönen Fingernägeln und Haaren
Generell fördert Biotin die Neubildung von Haarwurzeln und dem Nagelbett. Aus diesem Grund ist eine ausreichende Biotinversorgung über die Ernährung auch für die Gesundheit von Nägeln und Haaren wichtig und empfehlenswert. Eine Einnahme von Biotin über den empfohlenen Wert hinaus (beispielsweise in Form von Nahrungsergänzungsmittel) führt jedoch nicht zu einer Verbesserung der Struktur und des Zustands von Haaren und Nägeln.
Biotinidase-Test beim Neugeborenenscreening
Das Enzym Biotinidase wird benötigt, um proteingebundenes Biotin freizusetzen. Ein Mangel an Biotinidase kann zu verschiedenen Störungen führen, darunter Entwicklungsstörungen, Hautveränderungen, Beeinträchtigungen des Hör- und Sehvermögens, niedrigem Blutdruck, Haarausfall, Krämpfen und Ketoazidose (Übersäuerung). Daher wird bereits im Neugeborenenscreening auf einen Biotinidasemangel hin getestet. Auf diese Weise kann eine frühzeitige Behandlung mit einer lebenslangen Supplementation von Biotin Folgeschäden vermeiden. Ein Mangel an Biotinidase ist eine seltene angeborene Stoffwechselerkrankung, die in etwa einer von 80.000 Personen betrifft. Ohne Behandlung kann ein Biotinidasemangel einen tödlichen Verlauf nehmen.
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