
Homöopathie-Ratgeber - Anwendung, Potenzierung & Darreichung homöopathischer Mittel
Aktualisiert am 11.06.25
Die Homöopathie ist ein alternatives Heilverfahren, das vor mehr als 200 Jahren vom deutschen Arzt Dr. Samuel Hahnemann entwickelt wurde. Im Zentrum steht dabei nicht die Krankheit an sich, sondern der Mensch mit seinen individuellen Beschwerden – die Homöopathie versteht sich als ganzheitliche Form der Behandlung.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Grundpfeiler der Homöopathie
- Unterschiede Einzel- und Komplexmittel
- Einnahme & Potenzwahl
- Darreichungsformen
- Anwendungsbeispiele homöopathischer Komplexmittel
- Grenzen der Homöopathie
Grundpfeiler der Homöopathie
Das Verfahren beruht auf 3 Grundpfeilern:
Die Ähnlichkeitsregel (Similia similibus curentur)
Kern der homöopathischen Behandlung ist die sogenannte Ähnlichkeitsregel. Sie besagt, dass eine Erkrankung mit einem Mittel behandelt werden kann, das bei einem gesunden Menschen ähnliche Symptome hervorrufen würde. Mit anderen Worten: Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden. Aus diesem Prinzip leitet sich auch der Begriff „Homöopathie“ ab – aus dem Griechischen homoios(ähnlich) und pathos (Leiden).
Das Arzneimittelbild
Das Arzneimittelbild beschreibt alle bekannten Fakten zu einer Arznei. Diese basieren auf dem Wissen durch Arzneimittelprüfungen bei gesunden Menschen und umfassen sowohl körperliche als auch seelische Beschwerden sowie Reaktionen auf äußere Einflüsse wie Tages- oder Jahreszeiten, Wetter oder emotionale Belastungen.
Die Potenzierung
Homöopathische Arzneien werden aus einem Ausgangsstoff in einem speziellen Verfahren hergestellt, das als Potenzierung bezeichnet wird. Dabei wird der Ausgangsstoff in mehreren Stufen verdünnt und potenziert. Die Potenzierung erfolgt durch eine festgelegte Anzahl an Schüttelschlägen. Ziel dieser Methode ist es, die Wirksamkeit des Mittels nicht zu verringern, sondern im Gegenteil zu steigern.
Die verwendeten Ausgangsstoffe stammen aus unterschiedlichen natürlichen Quellen: dem Pflanzen-, Tier- und Mineralreich. Homöopathische Mittel werden häufig in Form von Globuli (kleine Streukügelchen), Tabletten oder Tropfen verabreicht.
Unterschiede Einzelmittel - Komplexmittel
Homöopathische Einzelmittel enthalten jeweils nur einen einzigen Wirkstoff. Sie werden auf Grundlage von Arzneimittelprüfungen am gesunden Menschen bewertet und individuell nach dem passenden Arzneimittelbild ausgewählt und verschrieben.












Komplexmittel - Kombination mehrerer Einzelmittel
Komplexmittel setzen sich aus mehreren homöopathischen Einzelmitteln zusammen, die jeweils für ein bestimmtes Anwendungsgebiet als hilfreich gelten. Die Mischungen sind nicht mehr in Arzneimittelprüfungen auf ihre Wirkung hin überprüft.
In der Regel enthalten Komplexmittel nur homöopathische Wirkstoffe in niedrigen D-Potenzen. Die Auswahl und Anwendung erfolgt dabei nicht individuell abgestimmt auf die körperlichen und seelischen Beschwerden eines einzelnen Patienten. Stattdessen orientiert sich der Einsatz an Erkenntnissen und Wissen aus der Pflanzenheilkunde, dem Organbezug sowie an bewährten Indikationen bei bestimmten Erkrankungen.












Einnahme & Potenzwahl in der Homöopathie
Die Einnahme von homöopathischen Einzelmitteln erfolgt nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten, die anders sind, als es Patienten für gewöhnlich aus der Schulmedizin gewohnt sind. Die Mittel werden nicht nach einem festen Schema (zum Beispiel 3-mal täglich) eingenommen, sondern immer nur nach Bedarf.
Die Einnahme homöopathischer Einzelmittel folgt eigenen Regeln, die sich von den gewohnten Dosierungsschemata der Schulmedizin unterscheiden. Statt einer festen Einnahmefrequenz – etwa „dreimal täglich“ – richtet sich die Gabe nach dem individuellen Bedarf. Das Mittel wird nur bei Bedarf eingenommen.
Was bedeutet die Einnahme nach Bedarf?
Das ausgewählte homöopathische Einzelmittel zunächst einmalig verabreicht. Anschließend wird abgewartet, ob sich eine Besserung einstellt. Solange diese anhält, wird das Mittel nicht erneut eingenommen. Erst, wenn die Wirkung nachlässt oder die Beschwerden zurückkehren, erfolgt eine Wiederholung der Gabe. Im Verlauf der Behandlung verlängern sich die Einnahmeabstände in der Regel von selbst – bis das Mittel bei anhaltender Besserung schließlich gar nicht mehr benötigt wird.
Vorsicht bei zu häufiger Einnahme
Wird ein homöopathisches Mittel zu oft oder über einen längeren Zeitraum eingenommen, obwohl keine Beschwerden mehr bestehen, kann es zu einer sogenannten Arzneimittelprüfung kommen. In diesem Fall erzeugt das Mittel Symptome, die es eigentlich lindern soll – die Beschwerden bleiben also aufgrund der übermäßigen Einnahme bestehen.
Empfehlungen zur Anwendung von D6- und D12-Potenzen
- D12-Potenz: Zu Beginn der Behandlung ist eine Einnahme ein- bis zweimal täglich üblich.
- D6-Potenz: Diese kann anfangs bei akuten Beschwerden alle 30 Minuten verabreicht werden – jedoch nicht häufiger als fünfmal pro Tag.
Schnelle Besserung bei akuten Beschwerden
Bei akuten Beschwerden sollte sich die Wirkung eines homöopathischen Mittels rasch zeigen:
- Potenz D6: Eine spürbare Besserung sollte innerhalb von drei bis vier Stunden eintreten.
- Potenz D12: Erste Verbesserungen sind meist innerhalb von ein bis zwei Tagen zu erwarten.
Wie werden homöopathische Mittel eingenommen?
Homöopathische Einzelmittel werden in der Regel als Globuli (kleine Streukügelchen) verabreicht. Die Globuli werden entweder unter die Zunge gelegt oder in die Wangentasche gegeben, wo sie sich langsam auflösen. Die Wirkstoffe werden dabei über die Mundschleimhaut aufgenommen. Um die Aufnahme nicht zu beeinträchtigen, sollte jeweils 15 Minuten vor und nach der Einnahme weder gegessen noch getrunken werden. Auch auf das Zähneputzen sollte in diesem Zeitraum verzichtet werden.
Die Wahl der Potenz
Homöopathische Mittel werden von vielen Menschen zur Selbstbehandlung alltäglicher Beschwerden wie Schnupfen, leichtem Fieber oder kleineren Verletzungen verwendet. Für diese Anwendungsgebiete haben sich die Potenzen D6 und D12 bewährt.
Bei chronischen oder schwerwiegenden Erkrankungen kommen hingegen höhere C-Potenzen oder LM-Potenzen zum Einsatz. Solche Behandlungen gehören nicht in die Selbstmedikation, da sie eine fachkundige Beurteilung der Mittelwirkung erfordern und umfassendes homöopathisches Wissen voraussetzen.
Darreichungsformen
Homöopathische Mittel sind in verschiedenen Formen erhältlich – am häufigsten als Globuli, Tabletten oder Tropfen:
- Globuli bestehen aus Rohrzucker und sind gut verträglich.
- Tabletten enthalten hingegen Milchzucker (Laktose) und sind daher für Menschen mit Laktoseintoleranz nicht geeignet. In solchen Fällen sollte auf Globuli oder Tropfen ausgewichen werden.
- Tropfen enthalten meist Alkohol und sollten deshalb nicht bei Kindern oder Personen mit Alkoholabhängigkeit angewendet werden.
Darüber hinaus gibt es homöopathische Mittel auch als Cremes, Gele oder Lotionen zur äußeren Anwendung – etwa bei Verletzungen, Hautreizungen oder Muskelbeschwerden. Diese Formen eignen sich besonders zur lokalen Behandlung, z.?B. bei Prellungen, Verstauchungen oder Zerrungen.
Anwendungsbeispiele homöopathischer Komplexmittel
Homöopathische Komplexmittel können bei unterschiedlichen Beschwerden und Erkrankungen eingesetzt werden. Hier einige Beispiele:
Wechseljahresbeschwerden
Homöopathische Komplexmittel können in den Wechseljahren gezielt bei typischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder innerer Unruhe unterstützen.



Schwindel
Homöopathische Komplexmittel bei Schwindel können helfen, das Gleichgewicht zu stabilisieren und Begleitsymptome wie Übelkeit oder Unsicherheit zu lindern.



Erkältungsbeschwerden
Homöopathische Komplexmittel bei Erkältung enthalten verschiedene Wirkstoffe, die sich bei typischen Beschwerden wie Schnupfen, Halsschmerzen, Husten oder Frösteln bewährt haben. Sie zielen auf eine schnelle Linderung ab und können bereits beim ersten Krankheitsgefühl eingesetzt werden.




Schlafstörungen, nervöse Störungen & Erschöpfung
Homöopathische Komplexmittel können bei innerer Unruhe, Einschlafproblemen oder nervöser Erschöpfung unterstützen. Die enthaltenen Wirkstoffe sind so kombiniert, dass sie beruhigend, ausgleichend und schlaffördernd wirken sollen – ohne abhängig zu machen oder den natürlichen Schlafrhythmus zu unterdrücken.




Grenzen der Homöopathie
So hilfreich homöopathische Mittel bei leichten Beschwerden sein können – sie stoßen dort an ihre Grenzen, wo akute oder schwerwiegende Erkrankungen vorliegen.
In folgenden Fällen sollte unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden:
- hohes Fieber über 39 °C, das länger als 2 Tage anhält
- schwere Infektionen (z.?B. Lungenentzündung, Mittelohrentzündung bei Kleinkindern)
- chronische Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs
- akute Notfälle (z.?B. allergischer Schock, Atemnot, Herzrhythmusstörungen),
- anhaltende starke Schmerzen oder rasche Verschlechterung des Zustands
Homöopathie kann in solchen Fällen nur begleitend zur schulmedizinischen Therapie eingesetzt werden – niemals als alleinige Behandlung.
Weiterführende Links zur Homöopathie
http://www.vkhd.de/patientenbereich-57
https://www.dzvhae.de/
http://dzvhae-homoeopathie-blog.de/
http://www.zeno.org/Kulturgeschichte/M/Hahnemann,+Samuel/Reine+Arzneimittellehre