Sparmedo Ratgeber

Hilfe bei Wurmbefall

Aktualisiert am 09.05.21

Wurmerkrankungen treten nicht nur in den Tropen auf. Auch in Deutschland sind verschiedene Wurmarten heimisch und befallen Menschen. Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter sind besonders häufig von einer Infektion mit Madenwürmern betroffen.1 Die gute Nachricht: Madenwürmer lassen sich gut behandeln. Wenn Sie einige Maßnahmen zu Ihrer persönlichen Hygiene und zur Umgebungshygiene beachten, ziehen die unliebsamen Parasiten bald wieder aus.

In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:

  1. Das Wichtigste in Kürze
  2. Wurmarten, die in Deutschland anzutreffen sind
  3. Ursachen & Risikofaktoren eines Wurmbefalls
  4. Anzeichen & Symptome
  5. Wurmbefall bei Kindern
  6. Wurmbefall behandeln
  7. Folgen bei Nichtbehandlung
  8. Hygiene ist wichtig - Tipps bei Wurmbefall

Je höher der Hygienestandard einer Bevölkerungsgruppe ist, desto seltener treten parasitäre Erkrankungen auf. So ist die Anzahl der Wurmerkrankungen in Deutschland im 20. Jahrhundert erheblich zurückgegangen. Wenige Wurmarten halten sich aber auch hier hartnäckig und treten, wie der Madenwurm (Enterobius vermicularis), am häufigsten in Kindergärten und ähnlichen Gemeinschaftseinrichtungen auf. Weltweit betrachtet sind bis zu 50 Prozent der Kinder von Madenwürmern betroffen.2 Viele Wurmerkrankungen bleiben lange symptomlos und können medikamentös behandelt werden.

Das Wichtigste in Kürze

Wurmarten, die in Deutschland anzutreffen sind

Im Gegensatz zu den Tropen hat Deutschland nur mit wenigen Wurmarten zu kämpfen. Die für den Menschen relevanten Darmparasiten werden eingeteilt in:

Rundwürmer (Nematoden)

Die Rundwürmer werden unterteilt in

Madenwürmer und Spulwürmer werden in der kinderärztlichen Praxis regelmäßig diagnostiziert, alle anderen Rundwürmer treten deutlich seltener auf.

Saugwürmer (Trematoden)

Die Saugwürmer werden folgendermaßen eingeteilt:

Bandwürmer (Zestoden)

Die Bandwürmer folgen der Einteilung:

Der Mensch ist ein sogenannter Fehlwirt, der durch Kontakt mit den Haus-, Wild- oder Nutztieren bzw. deren Exkrementen von Bandwürmern befallen wird.

Ursachen & Risikofaktoren eines Wurmbefalls

Würmer leben im menschlichen Umfeld und nisten sich als Parasiten im Darm von Menschen und teilweise auch von Tieren ein. Dort passen sie sich an die Gegebenheiten des Wirtsorganismus an und vermehren sich rasch. Eine Infektion kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen:

Kleine Kinder sind hier einem besonders hohen Infektionsrisiko ausgesetzt, da sie viele Dinge in den Mund nehmen und häufig Gemeinschaftseinrichtungen besuchen. Ist ein Kind von einer Wurmerkrankung betroffen, kann es zu Hause auch unter guten hygienischen Bedingungen die gesamte Familie anstecken.

Anzeichen & Symptome

Ein Wurmbefall zeigt sich nicht immer durch Symptome. Viele Betroffene merken lange Zeit nichts von den unerwünschten Parasiten in ihrem Darm. Beschwerden, die auf eine Wurmerkrankung, aber auch auf viele weitere Ursachen hinweisen können, sind:

Spezifische Symptome bei Befall mit Madenwürmern sind:

Ein eindeutiges Anzeichen für eine Wurmerkrankung ist das Auffinden von Würmern im Stuhlgang oder am Darmausgang.

Wurmbefall bei Kindern

Kleinkinder und Kinder im Kindergartenalter sind besonders häufig von Wurmerkrankungen betroffen. Sie nehmen Spielzeug und ihre Finger in den Mund, essen Sand aus dem Sandkasten und Erde aus dem Garten. Sind die kleinen Patienten mit Madenwürmern infiziert, kommt es häufig vor, dass sie sich am juckenden Po kratzen und die mit Wurmeiern kontaminierten Finger später in den Mund stecken. So schließt sich der Kreis und die Kinder stecken sich immer wieder selbst mit neuen Würmern an.

Wurmbefall bei Kindern ist gut zu behandeln

Im Kindergarten und zu Hause breitet sich die Wurmplage rasch aus, ist aber mit den entsprechenden Medikamenten und sorgfältig eingehaltenen Hygienemaßnahmen wieder in den Griff zu bekommen. Viele betroffene Kinder haben keine Symptome und fallen eventuell nur durch verstärkte Müdigkeit und Abgeschlagenheit auf.

5 Extra-Tipps von der Kinderärztin:

Wurmbefall behandeln

Finden Sie als gesunder Erwachsener harmlose Madenwürmer in Ihrem Stuhl, weil Sie sich vielleicht bei Ihrem Kindergartenkind angesteckt haben, können Sie die Behandlung zunächst selbstständig beginnen. Sind Sie unsicher oder haben Sie den Verdacht auf eine Bandwurminfektion, kann Ihr Hausarzt eine Stuhlprobe untersuchen und Sie entsprechend beraten. Auch bei Beschwerden nach Aufenthalten in den Tropen ist ein Arztbesuch sinnvoll. Kinder gehören grundsätzlich in ärztliche Betreuung, wenn Sie den Verdacht auf einen Wurmbefall haben.

Ob und wann Sie wegen eines Wurmbefalls zum Arzt gehen sollten

Weitere Gründe für eine Vorstellung beim Arzt sind:

 Die medikamentöse Therapie von Wurmerkrankungen

In der Apotheke finden Sie Medikamente gegen Würmer (Anthelminthika), die Sie entweder frei verkäuflich oder auf ein Rezept Ihres Arztes erhalten.

Verschreibungspflichtige Anthelminthika

Folgende Wirkstoffe können bei Wurmbefall von einem Arzt verordnet werden:

Mebendazol

Ein Breitspektrum-Medikament, das gegen Rundwürmer und Bandwürmer wirksam ist. Häufige Nebenwirkungen sind Bauchschmerzen. Die Behandlungsdauer beträgt zunächst drei Tage, bei Madenwürmern wird eine Wiederholung der Einnahme nach zwei und nach vier Wochen empfohlen. Kinder unter zwei Jahren dürfen den Wirkstoff nicht erhalten.

Albendazol

Der Wirkstoff ist ebenfalls bei einem breiten Wurmspektrum wirksam, wird häufig bei Bandwürmern eingesetzt, auch vor einer Operation der Zysten. Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden werden als Nebenwirkungen beschrieben. Die Behandlungsdauer ist von der Schwere der Erkrankung und dem vorliegenden Wurm abhängig. Für Kinder unter sechs Jahren ist der Wirkstoff nicht geeignet.

Pyrantel

Ein Wirkstoff gegen Rundwürmer. Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden. Der Wirkstoff wird im Normalfall einmalig verabreicht. Bei ausgeprägtem Wurmbefall oder einem Rückfall wird Ihr Arzt eine Dosierung für Sie festlegen. Kinder ab sechs Monaten können mit Pyrantel behandelt werden.

Praziquantel

Ein Wirkstoff gegen Saugwürmer und Bandwürmer. Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden. Der Wirkstoff wird je nach Art der Würmer und Ausprägung des Befalls dosiert.

Wirkstoffe zur Selbstmedikation

Folgende Präparate sind rezeptfrei erhältlich. Vor der Anwendung ist jedoch ebenfalls ein Arztbesuch anzuraten.

Pyrvinium

Ist ein Wirkstoff gegen Madenwürmer. Er hemmt den Stoffwechsel der Würmer und tötet sie auf diesem Weg. Da Pyrvinium nicht in die Blutbahn gelangt, sind nur sehr wenige Nebenwirkungen zu erwarten (z.B. Bauchschmerzen, Übelkeit oder Kopfschmerzen). In der Regel ist eine Einzeldosis, die nach zwei und vier Wochen wiederholt wird, ausreichend.

Der Wirkstoff ist in dem Präparat Movelac enthalten, das als Filmtabletten oder Suspension dargereicht wird sowie in Pyrcon Suspension:

Niclosamid

Der Wirkstoff wird gegen Bandwürmer eingesetzt. Er hemmt die Atmung der Parasiten. Bekannte Nebenwirkungen sind allergische Reaktionen und Magen-Darm-Beschwerden. In der Regel dauert die Therapie des Rinder-, Schweine- und Fischbandwurms einen Tag und bei einem Befall mit dem Zwergbandwurm sieben Tage. Enthalten ist der Wirkstoff in dem Präparat Yomesan und wird als Kautablette dargereicht:

Falls die gesamte Familie behandelt wird, was besonders bei einem Befall mit Madenwürmern sinnvoll ist, sollten alle Betroffenen die Therapie gemeinsam beginnen. Da die Wirkstoffe nur erwachsene Würmer abtöten, empfehlen Mediziner die Therapie nach zwei und nach vier Wochen zu wiederholen, um auch alle Larven und Eier die sich weiterentwickelt haben, zuverlässig zu behandeln. In ausgeprägten Fällen, mit ständig wiederholt auftretenden Infektionen, ist eventuell eine wöchentliche Therapie über bis zu zwei Monaten angezeigt. Ihr Arzt wird Sie entsprechend beraten.

 Hausmittel gegen Wurmbefall

Vorbeugend und zur Unterstützung einer medikamentösen Behandlung stehen Ihnen traditionelle Hausmittel zur Verfügung:

Grapefruitkernextrakt gegen Parasiten

Grapefruitkernextrakt wirkt gegen Darmparasiten und kann mit Fruchtsaft eingenommen werden. Der Wirkstoff greift die Zellwände von Krankheitserregern an und hindert sie an der Nahrungsaufnahme.3

Kur mit Knoblauch

Einer Knoblauchkur wir ebenfalls nachgesagt, Würmer abzuwehren. Stellen Sie einen Knoblauchsud her, indem Sie klein gehackte Knoblauchzehen 20 Minuten in Wasser kochen und anschließend etwas Honig hinzugeben. Nehmen Sie einen Esslöffel täglich über zwei Wochen ein. Oder lassen Sie drei zerdrückte Knoblauchzehen über 12 Stunden in einer Tasse Milch ziehen. Trinken Sie drei Wochen lang jeden Morgen eine Tasse der Knoblauchmilch vor dem Frühstück.

Folgen bei Nichtbehandlung

Folgeschäden bei Spulwurmbefall

Bleibt die Infektion lange unentdeckt oder wird nicht behandelt, kann die hohe Anzahl an Würmern einen Darmverschluss, eine Blinddarmentzündung oder einen Gallengangsverschluss verursachen. Auch allergische Reaktionen auf die Larven in der Lunge sind möglich.

Folgeschäden bei Befall mit Fuchsbandwurm und Hundebandwurm

Von Hunde- und Fuchsbandwurm geht eine deutliche Gefahr aus, da die Larven der Würmer bis in die Lunge, die Leber und das Gehirn wandern können. Meist liegen viele Jahre zwischen der Erstinfektion und dem Auftreten von Symptomen. Werden die von den Würmern gebildeten Zysten nicht medikamentös und eventuell auch operativ behandelt, kann ein Organversagen folgen.

Hygiene ist wichtig - 8 Tipps bei Wurmbefall

Sie bekommen Wurmerkrankungen schneller in den Griff oder vermeiden sie gleich ganz, wenn Sie sich an ein paar einfache Hygieneregeln halten.

Quellen

1,2Spehr, Gahr, Pädiatrie, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2005, Seite 531 ff.
3Heggers JP, Cottingham J, Gusman J, Reagor L, McCoy L, Carino E, Cox R, Zhao JG."The effectiveness of processedgrapefruit-seed extract as an antibacterial agent: II. Mechanism of action and in vitro toxicity." J Altern Complement Med. 2002Jun;8(3):333-40.
http://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/wuermer/wurmerkrankungen/
Illing, Klinikleitfaden Pädiatrie, Urban und Fischer, München, 2009


Bitte beachten Sie: Die ggf. im Ratgeber aufgeführten Medikamente stellen keine Empfehlungen der Autoren dar. Es handelt sich hierbei lediglich um eine lose Auswahl von Präparaten, die einen bestimmten Wirkstoff enthalten und/oder einer speziellen Produktkategorie zugeordnet werden. Diese werden über unsere Seite direkt eingepflegt und sind keineswegs eine Aufforderung zum Kauf eines bestimmten Medikaments.


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