Sparmedo Ratgeber

Chlamydien-Infektion

Aktualisiert am 26.10.21

Chlamydien-Infektionen zählen zu den weltweit häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Auslöser ist die Bakterienspezies Chlamydia trachomatis.

In Abhängigkeit von der Altersgruppe sind schätzungsweise zehn Prozent der Weltbevölkerung, Männer und Frauen gleichermaßen, mit diesem Bakterium infiziert. Ärzte schätzen allein in Deutschland die Anzahl der Neuinfektionen bei jungen Frauen auf rund 300 000 pro Jahr.

In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:

  1. Chlamydien-Arten
  2. Ursachen
  3. Symptome und Verlauf
    1. Chlamydien-Symptome bei Frauen
    2. Chlamydien-Symptome bei Männern
    3. Chlamydien-Symptome bei beiden Geschlechtern
    4. Chlamydien-Symptome bei Neugeborenen
  4. Folgen bei Nichtbehandlung
  5. Diagnose
  6. Therapie und Behandlung
  7. Vorbeugen
  8. Weitere Chlamydien-Infektionen

Chlamydien-Arten

Die Spezies der Chlamydien unterteilt sich in drei Unterarten, die jeweils unterschiedlicher Erkrankungen hervorrufen:

Weitere Informationen über diese Chlamydien-Infektionen erhalten Sie hier im Text.

Ungeschützter Sex als häufigste Infektionsursache

Chlamydia trachomatis überträgt sich überwiegend durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, seltener infolge einer Schmierinfektion mit verschmutzen Fingern oder schmutziger Wäsche:

Übertragung auf Neugeborenes bei der Geburt

Säuglinge können sich bei ihrem Durchtritt durch den Geburtskanal während der Entbindung bei ihrer Mutter mit Chlamydien anstecken. Sie erkranken dann zumeist an einer schweren Bindehautentzündung. Seltenere Folgen sind eine Mittelohr- oder Lungenentzündung.

Chlamydien-Infektion - Symptome und Verlauf

Das Gefährliche an dieser Infektion ist, dass schätzungsweise 60 bis 70 Prozent aller betroffenen Personen gar nichts bemerken und sie deshalb unbehandelt bleibt. Es besteht neben der Verschleppungsgefahr somit auch ein hohes Risiko, andere Geschlechtspartner unwissentlich anzustecken.

Wenn sich dann schließlich doch die typischen Symptome einstellen, besteht die Krankheit zumeist schon über einen längeren Zeitraum hinweg und es drohen schwerwiegende Komplikationen.

Charakteristische Chlamydien-Symptome bei Frauen

Zunächst beschränkt sich die Chlamydien-Infektion auf die unteren Geschlechtsorgane und Harnröhre. Von dort steigt sie weiter bis zum Gebärmutterhals auf. Dabei können folgende Krankheitszeichen auftreten:

Im weiteren Krankheitsverlauf sind auch die Gebärmutterhöhle und die Eileiter betroffen, später breitet sich die Infektion bis in die Eierstöcke hinein aus. Typische zusätzliche Krankheitszeichen sind jetzt:

Infolge der Chlamydien-Infektion können die Eileiter teilweise bis zur Undurchlässigkeit hin verkleben. Die Folge ist unter Umständen die dauerhafte Unfruchtbarkeit der betroffenen Frau.

Charakteristische Chlamydien-Symptome bei Männern

Beim Mann besiedeln die Keime zuerst die Schleimhaut der Harnröhre und rufen dort eine Infektion mit folgenden Begleiterscheinungen hervor:

Mit Fortschreiten der Entzündung kann es auch beim Mann zu folgenden Symptomen kommen:

Mediziner machen zum Teil auch Chlamydien für männliche Unfruchtbarkeit verantwortlich, weil die Entzündung im schlimmsten Fall zu einer nicht mehr umkehrbaren Verklebung der Samenleiter führen kann. 

Bei einer Infektion infolge analen Geschlechtsverkehrs können sich auch der After und der Enddarm entzünden, was zu Problemen beim Stuhlgang führt.

Chlamydien-Symptome bei beiden Geschlechtern

Je nach Sexpraxis treten mitunter zusätzliche, von Ausfluss begleitete Schmerzen am After auf. Erfolgte die Infektion oral, ist auch eine durch die Chlamydien verursachte Entzündung des Rachens möglich.

Charakteristische Chlamydien-Symptome bei Neugeborenen

70 bis 80 Prozent der infizierten Mütter geben den Keim während des Geburtsvorgangs an ihr Kind weiter. Die Infektion äußert sich bei den betroffenen Babys folgendermaßen:

Unfruchtbarkeits-Risiko bei Nichtbehandlung

Verläuft die Chlamydien-Infektion unbemerkt und bleibt sie unbehandelt, breitet sie sich auf die inneren Geschlechtsorgane aus. Bei Frauen löst sie zumeist Unterleibsentzündungen aus, in deren Folge die Eileiter bis zur Undurchlässigkeit verkleben. Damit ist eine Schwangerschaft auf normalem Weg nicht mehr realisierbar. Es besteht außerdem das Risiko einer sogenannten Eileiterschwangerschaft, welche für betroffene Frauen ein lebensbedrohliches Risiko darstellt.

Auch bei infizierten Männern besteht ein erhöhtes Unfruchtbarkeitsrisiko. Sofern sich die Chlamydien auf die Nebenhoden und Samenstränge ausbreiten, entstehen auch hier irreversible Verklebungen, sodass der Samenausstoß im erforderlichen Umfang nicht mehr gewährleistet ist.

Chlamydien-Infektion - Diagnose

Die Symptome einer Chlamydien-Infektion ähneln sehr stark denen einer Tripper-Erkrankung. Für die wirksame Behandlung ist es deshalb wichtig, die Erreger sicher und eindeutig nachzuweisen.

Wie stellt der Arzt eine Chlamydien-Infektion fest?

Moderne Verfahren funktionieren auf der Basis molekulargenetischer Funktionsweisen. Dabei sucht der Arzt im Labor im „Erstrahl“ des Morgenurins, im Sekret des Gebärmutterhalses bei Frauen bzw. aus der Harnröhre bei Männern, nach der spezifischen Erbinformation (DNS) des Chlamydien-Bakteriums. Das jeweilige Sekret gewinnt der Mediziner über einen schmerzfreien Abstrich.

Chlamydien-Infektionen lassen sich auch mithilfe bestimmter Blutuntersuchungen feststellen. Allerdings sagen diese Tests nichts darüber aus, ob aktuell eine Infektion besteht oder ob sie bestand und bereits ausgeheilt ist. Trotzdem führen Fachärzte diese Tests mitunter durch. Sie ermitteln damit, ob Chlamydien eventuell die Verursacher einer vorliegenden Unfruchtbarkeit sind.

Chlamydien-Infektion - Therapie und Behandlung

Sofern der Arzt bei seinem Patienten eine Chlamydien-Infektion feststellt, sollte sich dessen Partner ebenfalls untersuchen und gegebenenfalls mit behandeln lassen. Ansonsten besteht die Gefahr einer sich immer wiederholenden Ansteckung (Pingpong-Effekt).

Behandlung mit Antibiotika notwendig

Weil es sich bei Chlamydien um eine Bakterien-Spezies handelt, ist die Behandlung mit Antibiotika notwendig. Je nach Krankheitsfortschritt dauert die Therapie mindestens eine Woche, manchmal auch zwei Wochen. Bis alle Partner ausreichend behandelt und die Chlamydien nachweislich nicht mehr vorhanden sind, sollten Infizierte keinen Geschlechtsverkehr haben.

Sehr gute Behandlung bei rechtzeitiger Diagnose
Die rechtzeitige Diagnose und eine unmittelbar eingeleitete Therapie versprechen dagegen sehr gute Heilungschancen. Speziell getestete Antibiotika bekämpfen die Keime wirkungsvoll, sodass der Arzt bei betroffenen Personen nach spätestens zwei bis drei Wochen keine Keime mehr findet. 

Achtung! Die Medikamente bekämpfen lediglich die Chlamydien. Bereits bestehende Nachfolgeerkrankungen oder die eingetretene Unfruchtbarkeit können sie nicht heilen.

Besonderheiten der Behandlung während der Schwangerschaft

Die meisten zur Bekämpfung der Chlamydien eingesetzten Antibiotika sind für die Behandlung von Kindern und Schwangeren nicht geeignet. Die Pharmaindustrie bietet jedoch einige Ersatzmedikamente an, welche weder der Mutter noch ihrem ungeborenen Kind schaden. Trotz eines gewissen Restrisikos ist es für Schwangere immer besser, sich behandeln zu lassen. Die Komplikationen, die infolge der Infektion entstehen können, wie Fehl- oder Frühgeburt oder starkes Untergewicht des Babys wiegen weitaus schwerer.

Außerdem stecken 70 bis 80 Prozent aller infizierten Mütter ihr Kind während des Geburtsvorganges mit dem Keim an. Dem Baby drohen ernsthafte gesundheitliche Probleme. Eine durch Chlamydien verursachte Lungenentzündung kann schlimmstenfalls sogar zum Tod des Kindes führen.

Chlamydien-Infektion - Vorbeugen

Jeder Mensch kann sich vor einer Ansteckung mit Chlamydien schützen:

Für bestimmte Personen empfiehlt sich auch eine Vorsorgeuntersuchung:

So reagieren wissentlich Infizierte richtig:

Das menschliche Immunsystem muss sich täglich mit einer Vielzahl von Bakterien aussetzen. Dadurch bleibt es intakt und wird gleichzeitig stärker. Obwohl Personen, die sich den bekannten Risiken aussetzen, vor einer Chlamydien-Infektion niemals gefeit sind, kann ihnen ein starkes Immunsystem helfen, die Krankheit schneller und vor allem ohne schwerwiegende Komplikationen zu überstehen.

Weitere Chlamydien-Infektionen

Chlamydien sind Bakterien, die für ihr Überleben immer eine Wirtszelle benötigen. In der Humanmedizin sind neben den Arten, welche Erkrankungen der inneren und äußeren Geschlechtsorgane auslösen, drei weitere Chlamydien-Typen von Bedeutung:

1. Chlamydophila psittaci

Dieser Keim ist Verursacher der sogenannten Papageienkrankheit (medizinisch: Ornithose). Es handelt es dabei um eine meldepflichtige Infektionskrankheit, die vorwiegend über die Exkremente von Vögeln, seltener aber auch Hunden, Katzen, Ziegen, Kühen oder Schafen auf den Menschen übertragen wird.

Infektionsursache

Menschen, die privat oder beruflich mit Ziervögeln bzw. mit Geflügelzucht zu tun haben, sind von der Infektionskrankheit besonders häufig betroffen. Die Keime sind gegenüber den verschiedensten klimatischen Bedingungen äußerst resistent. Deshalb können sie in Vogelkot, Staub oder in Kleidung sehr lange überleben. Atmet eine Person infizierten Staub oder dergleichen ein, beginnen die Keime abrupt mit ihrer Vermehrung und typische Krankheitssymptome stellen sich ein.

Charakteristische Symptome und Verlauf der Infektion

Die Beschwerden können unvermittelt und plötzlich auftreten oder sich schleichend entwickeln:

Zu spät oder unbehandelt kann die Papageienkrankheit zum Tod führen.

Wie stellt der Arzt eine Infektion mit Chlamydophila psittaci fest?

Zumeist hat der Arzt schon aufgrund des Patientenberichtes einen ersten Krankheitsverdacht. Anhand von Blutproben, unter Einhaltung strenger Sicherheitsvorkehrungen, kann der Mitarbeiter im Labor letztendlich die genetischen Merkmale (DNS) Chlamydien isolieren. Dies ermöglicht dem Arzt die eindeutige Diagnose. Zusätzlich gibt es einen aussagefähigen Antikörpertest.

Die Behandlung der Infektion erfolgt ausschließlich mit Antibiotika. Alte und chronisch kranke Menschen sowie Kinder müssen dafür unter Umständen ins Krankenhaus, denn die Sterblichkeitsrate unter dieser Patientengruppe ist verhältnismäßig hoch.

Maßnahmen zur Vorbeugung

Beim Umgang mit Tieren ist Hygiene oberstes Gebot. Vor dem Verkauf von Ziervögeln ist zwingend eine tierärztliche Untersuchung, vor allem in Hinblick auf den speziellen Keimbefall der Tiere notwendig. Im Bereich der Lebensmittelproduktion versucht man seit Jahrzehnten, mit Antibiotika-Mischungen im Tierfutter den Befall des jeweiligen Tierbestandes mit den gefährlichen Keimen zu vermeiden. Vogelliebhaber bzw. -halter sollten stets vorsichtig sein und bereits bei ersten Krankheitssymptomen einen Arzt aufsuchen.

2. Chlamydophila pneumoniae

Hierbei handelt es sich um einen weitverbreiteten Keim, der Atemwegserkrankungen, wie Nasennebenhöhlenentzündung, Bronchitis oder Lungenentzündung verursacht. Schätzungen zufolge macht jeder zweite Erwachsene während seines Lebens eine Infektion mit Chlamydophila pneumoniae durch.

Infektionsursache

Die Ansteckung erfolgt zumeist durch Tröpfcheninfektion. Beim Husten, Niesen oder Küssen gelangen die Keime von Mensch zu Mensch.

Charakteristische Symptome und Verlauf der Infektion

Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten

Bei Verdacht auf eine Chlamydien-Infektion ermöglichen spezielle Labortests das Isolieren der Chlymadien-DNS, anhand derer der Arzt die eindeutige Diagnose stellt. Hierzu ist lediglich ein wenig Blut des Patienten notwendig.

Die Krankheit verläuft bei den meisten betroffenen Personen wenig dramatisch und heilt mit einer angepassten Antibiotika-Therapie in aller Regel ohne Probleme aus.

Unbehandelte Infektionen bergen allerdings das Risiko, sich im weiteren Verlauf zu einer schwerwiegenden Lungenentzündung oder Asthma zu entwickeln.

Maßnahmen zur Vorbeugung

Aktives Vorbeugen ist kaum möglich. Lediglich ein intaktes und starkes Immunsystem senkt das Infektionsrisiko deutlich.

3. Chlamydia trachomatis Serotypen A - C

Eine Infektion mit dieser Chlamydien-Art ruft die weltweit am häufigsten vorkommende Erkrankung der Augen-Binde- und Hornhaut hervor. Mediziner sprechen dabei von einem Trachom. Vor allem in den tropischen Ländern, die durch Armut, hohe Bevölkerungsdichte und Wasserknappheit gekennzeichnet sind, kommen jährlich Millionen an Neuerkrankungen hinzu.

Infektionsursache

Mangelnde Hygiene, vor allem im Gesicht ist die häufigste Infektionsursache. Der Keim überträgt sich durch Wischen mit infizierten Fingern, schmutziger Wäsche oder bakteriell verseuchtem Wasser von einem Menschen auf den nächsten. Unwissentlich infizieren so Millionen Mütter in der sogenannten Dritten Welt ihre Kinder.

Charakteristische Symptome und Verlauf der Infektion

Nicht behandelte Trachome führen in den meisten Fällen zur Erblindung.

Wie stellt der Arzt eine Infektion mit Chlamydia trachomatis Serotypen A -C fest?

In den betreffenden Ländern erkennt der Arzt das Trachom ohne Weiteres anhand seiner Symptome. Sollte sich ein Europäer im tropischen Ausland angesteckt haben, so sind Reisebeschreibungen und die dort herrschenden Umstände wichtige Indizien für eine Chlamydien-Infektion.

Behandlungsmöglichkeiten und Vorbeugung

Auch bei der Bekämpfung dieser Bakterien-Spezies ist die Antibiotika-Therapie das Mittel der Wahl. Die Medikamente können allerdings die Folgeschäden am Auge nicht heilen. Hier hilft in den meisten Fällen nur der chirurgische Eingriff.

Allein durch gesundheitliche Aufklärung vor Ort und durch Bereitstellung von sauberem Wasser in ausreichenden Mengen lässt sich der weiteren Ausbreitung dieser Krankheit langfristig wirkungsvoll begegnen.


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