
Hilfe bei Blasenentzündung & Harnwegsinfekt
Aktualisiert am 06.06.22
Blasenentzündungen sind vorwiegend bakteriell bedingte Infekte der Harnblase, von der besonders häufig Kinder und Frauen betroffen sind. Symptome wie krampfartige Schmerzen und ein Brennen beim Wasserlassen sind typische Symptome einer akuten, unkomplizierten Zystitis. Wird diese rechtzeitig behandelt, sind Komplikationen, wie eine Nierenbeckenentzündung, selten. Durch Untersuchung des Urins und des Bluts stellt der Arzt eine Blasenentzündung fest und verschreibt in der Regel ein Antibiotikum, das gezielt Erreger bekämpft und über mehrere Tage eingenommen wird. Auch pflanzliche Präparate aus Cranberryfrüchten oder Bärentraubenblättern kommen bei einer Blaseninfektion häufig zum Einsatz.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Was ist eine Blasenentzündung?
- Ursachen für eine Blasenentzündung
- Symptome einer Blasenentzündung
- Blasenentzündung in der Schwangerschaft
- Blasenentzündung bei Kindern
- Blasenentzündung Diagnose
- Blasenentzündung Behandlung
- Hausmittel bei einer Blasenentzündung
- Blasenentzündung vorbeugen
- Studien und Erkenntnisse
Über 50 Prozent aller Frauen haben mindestens einmal im Leben eine Blasenentzündung. In jungen Jahren sind Männer nur selten betroffen, jedoch ab dem sechzigsten Lebensjahr leiden sie annährend genauso oft an einer Harnwegentzündung wie Frauen. Da die weibliche Harnröhre sehr viel kürzer ist als die männliche, können Bakterien leichter aufsteigen und so eine Entzündung hervorrufen. Hierbei zeigen sich Darmbakterien für 70-95 Prozent aller akuten, unkomplizierten Blasenentzündungen verantwortlich.
Was versteht man unter einer Blasenentzündung?
Eine Blasenentzündung oder Zystitis ist eine schmerzhafte Infektion der Schleimhaut (Urozystitis) oder der gesamten Wand (Panzystitis) der Harnblase. Zusammen mit Harnröhre, Harnleitern und Nieren gehört die Harnblase zum Harntrakt. Eine Blasenentzündung betrifft ausschließlich den unteren Harntrakt (Harnröhre und Blase) und kann akut oder immer wiederkehrend (chronisch) auftreten.
Akute Blasenentzündung
Eine akute Blasenentzündung kann buchstäblich über Nacht ausbrechen. Diese Form kommt sehr häufig vor, wobei es sich zumeist um eine unkomplizierte Zystitis handelt.
Chronische Blasenentzündung
Tritt eine Blasenentzündung innerhalb eines Jahres mehr als zweimal auf, handelt es sich um eine chronische Harnwegsinfektion.
Unkomplizierte Blasenentzündung
Eine Zystitis gilt als unkompliziert, wenn der Harntrakt keine anatomischen und funktionellen Anomalien aufweist und keine Risikofaktoren (wie Nierenfunktionsstörungen oder Begleiterkrankungen) für einen komplizierten Verlauf vorliegen. Zu diesen Faktoren zählen unter anderem Autoimmunerkrankungen, Diabetes oder eine Schwangerschaft.
Komplizierte Blasenentzündung
Wenn eine Blasenentzündung frühzeitig behandelt wird, sind Komplikationen selten. Sind Kinder, Männer, Schwangere, Diabetiker oder immunschwache Patienten betroffen liegt eine komplizierte Blasenentzündung vor. Wird eine Zystitis verschleppt oder ist der Krankheitsverlauf sehr schwer, kann sich die Entzündung auf benachbarte Organe ausweiten. In diesem Fall spricht man auch von einer komplizierten Blasenentzündung. Zudem kann es zu eitrigem Ausfluss, Blutungen der Blase und bei chronischem, kompliziertem Verlauf zum Absterben des Blasengewebes mit einer Schrumpfung der Blase kommen. Möglich sind ebenfalls eine Entzündung der Harnröhre (Urethritis) und eine Nierenbeckenentzündung.
Ursachen für eine Blasenentzündung
Blasenentzündungen werden in der Regel durch Bakterien ausgelöst, wobei sehr häufig - bei 70-95 Prozent der Infektionen - das Darmbakterium „Escherichia coli“ die Ursache ist. Frauen sind besonders häufig betroffen, da ihre Harnröhre wesentlich kürzer ist (4cm), als die des Mannes (10cm) und sie näher am Darmausgang liegt. Auch können andere Bakterienarten eine Zystitis hervorrufen, beispielsweise Staphylokokken, Enterokokken und Proteus. In anderen Fällen lösen Pilze, Parasiten und Viren eine Zystitis aus.
Symptome einer akuten, unkomplizierten Blasenentzündung
Ein Druckschmerz im Unterbauch und ein Brennen beim Wasserlassen sind typische Symptome einer akuten Blasenentzündung. Hinzu kommen ständiger Harndrang mit geringen Urinportionen und krampfartige Schmerzen im Unterleib während des Toilettengangs. Zudem haben Patienten das unangenehme Gefühl, beim Wasserlassen gegen einen Widerstand auszupressen. Auch verursacht eine Zystitis hin und wieder unkontrollierten Urinabgang. Der Harn kann trübe verfärbt sein und seinen Geruch verändern, manchmal ist auch Blut darin enthalten (Hämaturie). Fieber tritt nur sehr selten auf, gewöhnlich erst dann, wenn sich die Infektion über die Harnleiter verbreitet.
Symptome einer chronischen Blasenentzündung
Die Beschwerden sind ähnlich wie bei einer akuten Zystitis, jedoch ist bei einem chronischen Verlauf ein ständiger Bakterienbefall vorhanden. Betroffene leiden unter ständigen Schmerzen, sind sehr erschöpft und lustlos. Es kann zur Ausscheidung von eitrigem Harn, zur Blutarmut und zu vorübergehenden Fieberschüben kommen. Insgesamt wird das aktive Sexualleben stark eingeschränkt und die allgemeine Lebensqualität erheblich verschlechtert.
Symptome bei einer komplizierten Blasenentzündung
Fieber, Schüttelfrost, ein allgemeines Krankheitsgefühl und Schmerzen im Bereich des Rückens, der Nieren und der Flanken sind typische Anzeichen einer komplizierten Blasenentzündung, welche unbedingt vom Arzt abgeklärt werden muss. Eine Zystitis kann sich über die Harnleiter verbreiten, sodass die Infektion auf die Nieren oder die Prostata übergreift. Eine schmerzhafte Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) ist die Folge, die ohne entsprechende Behandlung zu bleibenden Schädigungen der Nieren führen kann. Typische Symptome für eine Prostataentzündung sind Blut im Ejakulat und Schmerzen im Bereich des Enddarms.
Blasenentzündung in der Schwangerschaft
Etwa 5 Prozent aller schwangeren Frauen bekommen eine Blasenentzündung. Aufgrund von Hormonveränderungen sind bei Schwangeren die Harnwege erweitert, sodass Erreger leichter aufsteigen können. Zudem nimmt der Zuckergehalt im Urin zu, wodurch sich Erreger besser vermehren können. Schwangere im letzten Trimester und im Wochenbett sind besonders anfällig für Harnwegsinfektionen. Zudem kann eine asymptomatische Harnwegsentzündung auftreten, die keine Beschwerden mit sich bringt. Jeder Harnwegsinfekt wird deshalb bei Schwangeren mit Antibiotikum behandelt, da ansonsten eine Nierenbeckenentzündung entstehen kann und infolgedessen eine Früh- oder Fehlgeburt.
Blasenentzündung bei Kindern
Kinder, vor allem Mädchen, sind sehr häufig von Blasenentzündungen betroffen. Hierbei ist eine gute Intimhygiene sehr wichtig, um Darmkeime nicht zu verschleppen. Die Reinigung nach dem Toilettengang von vorne nach hinten ist ebenso essenziell wie die tägliche Wäsche. Zudem sollten Eltern darauf achten, dass Kinder nicht lange auf kaltem Untergrund sitzen und nasse Badekleidung schnell wechseln. Ein unterkühlter Unterleib führt zu einer schlechter durchbluteten Blasenschleimhaut und einer Schwächung des Immunsystems, wodurch Erreger leichter angreifen können. Tritt eine Zystitis sehr häufig auf, wird eine Ultraschalluntersuchung zur Ausschließung einer angeborenen Fehllage der Harnblase veranlasst.
Blasenentzündung Diagnose
Bei Verdacht auf Zystitis erfolgt in der Regel eine Urinuntersuchung. Hierbei wird geprüft, ob der Harn faulig riecht, eitrig und blutig ist. Weiße Blutkörperchen, abgestorbene Zellreste, vermehrter Schleim und Bakterien weisen auf eine Infektion hin. Bei einer Zystitis infolge einer Bestrahlung, einer Chemotherapie oder einer Tuberkulose ist die Urinuntersuchung nicht hilfreich, da sich in der Frühphase noch keine Bakterien darin finden. Ist bei einer Blutuntersuchung die Anzahl der weißen Blutkörperchen erhöht und weisen sie eine erhörte Senkungsgeschwindigkeit auf, deutet dies auf eine Infektion hin.
Blasenentzündung Behandlung
Chronische und komplizierte Blasenentzündungen gehören in jedem Fall in ärztliche Behandlung. Lediglich akute, unkomplizierte Harnwegsinfekte können eigenhändig therapiert werden.
Gegen eine bakterielle Zystitis hilft eine Antibiotikatherapie, die gezielt Erreger bekämpft. Einige Präparate werden über mehrere Tage mehrmals täglich eingenommen, andere werden als Einmalgabe in hoher Dosis verschrieben. Daher erfolgt die Behandlung leichter bis mittelschwerer Blasenentzündungen oft rein symptomatisch. Wachsende Bedeutung kommt hier dem schmerz- und entzündungshemmenden Wirkstoff Ibuprofen zu. Ebenfalls sind Medikamente zur Entspannung der Blasenmuskulatur sinnvoll.
Mittel gegen Blasenentzündung
Zur medikamentösen Behandlung verschreibt der Arzt Antibiotika, wobei zunehmende Resistenzen gegen diese Wirkstoffe ein Problem darstellen. Je nachdem um welchen Erreger es sich handelt, nimmt die/der Betroffene folgende Antibiotika und andere Präparate ein:
- Cotrimoxazol, eine Fixkombination von Sulfamethoxazol und Trimethoprim, hemmt die Folsäuresynthese, welche für das Bakterienwachstum essenziell ist. Gilt als Standardtherapie bei einer akuten, unkomplizierten Zystitis.
- Nitrofurantoin hemmt das Bakterienwachstum und tötet Erreger ab.
- Fosfomycin hemmt auf intrazellulärer Ebene den ersten Schritt der bakteriellen Zellwandsynthese.
- Chinolone, wie beispielsweise Norfloxacin, Ofloxacin und Ciprofloxacin, hemmen die bakterielle DNA-Synthese.
- Beta-Lactam-Antibiotika, wie Cephalosporine oder Penicilline hemmen die bakterielle Zellwandsynthese.
- D-Mannose ist ein Zucker, der in Kombination mit einem Cranberry-Extrakt ebenfalls zur Behandlung einer Zystitis verwendet wird. Der Wirkstoff D-Mannose verhindert das Festsetzen von Bakterien an den Schleimhäuten der Harnwege. Während der enthaltene Cranberry-Extrakt ein Ausscheiden der Bakterien aus dem Harntrakt fördert.



Pflanzliche Präparate gegen Blasenentzündung
Zur unterstützenden Therapie eines Harnwegsinfektes oder auch als alleinige Therapie bei einer unkomplizierten akuten Blasenentzündung werden Tees, Dragees und andere Zubereitungen (Tinkturen etc.) aus folgenden Pflanzen einzeln oder in einer Mischung gegen Blasenentzündungen eingesetzt:
- Bärentraubenblätter haben entzündungshemmende, antibakterielle und antiadhäsive Eigenschaften.
- Birkenblätter, Wacholderbeeren, Orthosiphonblätter (Javatee, Indischer Nierentee), Liebstöckelwurzeln und Goldrutenkraut wirken harntreibend. Wobei Letzteres zudem entzündungshemmend ist. Liebstöckelwurzeln wirken auch krampflösend.
- Cranberryfrüchte haben entzündungshemmende, antimikrobielle, antiadhäsive und antioxidative Eigenschaften, sodass sich Bakterien an die Harnblasenzellen schlechter anheften können.
- Preiselbeerfrüchte besitzen antioxidative, antimikrobielle und antiadhäsive Eigenschaften.
- Kapuzinerkressenkrautpulver und Meerrettichwurzelpulver enthalten Senfölglycoside, die im Körper zu aktiven Senfölen metabolisiert werden und dort antibakterielle, antimykotische, antivirale und entzündungshemmende Eigenschaften entfalten.





Hausmittel bei einer Blasenentzündung
Bei einer Blasenentzündung sollten Sie mindestens 2 Liter täglich trinken. Hierbei sind Nieren- und Blasentees, die Kräuter mit antibakterieller Wirkung enthalten (Bärentraubenblätter oder Schachtelhalm), gut geeignet. Gönnen Sie sich viel Ruhe und suchen Sie so oft wie möglich die Toilette auf, um den Infekt auszuspülen. Verzichten Sie auf Alkohol, Fruchtsäfte und Kaffee, um die Blase nicht zusätzlich zu reizen. Antibakteriell wirken Senföle in Rettichsaft, der die Blasentätigkeit angeregt. Eine Messerspitze Backpulver in Wasser getrunken macht den Urin basisch und verhindert das Brennen beim Wasserlassen.
Blasenentzündung vorbeugen
- Mindestens 2 Liter täglich trinken, um eventuell vorhandene Erreger auszuspülen.
- Regelmäßig die Blase vollständig entleeren, damit Erreger weniger Zeit haben sich festzusetzen. Frauen sollten nach dem Geschlechtsverkehr innerhalb von fünfzehn Minuten Wasserlassen.
- Frauen, die zur Zystitis neigen, sollten keine Diaphragmen und Vaginalzäpfchen verwenden.
- Bei der Reinigung nach dem Toilettengang von vorn nach hinten wischen.
- Die Blase vor Kälte schützen. Nicht auf kalten Flächen sitzen. Verschwitze Sportkleidung und nasse Badekleidung schnell wechseln.
- Den Unterleib und die Füße immer warmhalten.
- Locker sitzende Baumwollunterwäsche tragen, die bei 60°C waschbar ist. Die heiße Waschtemperatur tötet Erreger ab.
- Auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten.
Studien und Erkenntnisse
Viel hilft viel: 1,5 L mehr Wasser trinken pro Tag reduziert Harnwegsinfektionen bei Frauen!
Eine Studie mit 140 Frauen vor den Wechseljahren hat belegt, was schon lange vermutet wird: Viel trinken hilft gegen Blasenentzündungen. Einschlusskriterium für die Studie war, dass die teilnehmenden Frauen im Vorjahr mindestens dreimal an einer Blasenentzündung gelitten hatten und weniger als 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag zu sich nahmen. Über 12 Monate mussten nun 70 Frauen zusätzlich zu ihrer gewohnten Flüssigkeitsaufnahme 1,5 Liter Wasser trinken. Die anderen 70 Frauen behielten ihre Gewohnheiten unverändert bei. Nach dem Jahr wurden die Gruppen verglichen. In der "Trink"-Gruppe waren 111 Blasenentzündungen aufgetreten, in der Kontrollgruppe mit 216 Entzündungen fast doppelt so viele! Hier mehr erfahren.
Neuer Keim als Auslöser für Blasenentzündung entdeckt: Gardnerella vaginalis
Manche Frauen neigen dazu, immer wieder an einer Blasenentzündung zu erkranken. Die Gründe hierfür können vielfältig sein, sind aber selten klar zu benennen. Ein neuer Auslöser könnte das Bakterium Gardnerella vaginalis zu sein, das zum normalen Keimspektrum der Scheide gehört. Dieses Bakterium scheint den häufigsten Erreger der Blasenentzündung E. coli aus Reservoirs in der Blase herauslocken zu können, wenn es in die Blase gelangt. G. vaginalis wird vor allem durch Geschlechtsverkehr in die Harnwege gebracht. Im Mausmodell wurde diese Theorie bestätigt. Zudem fiel auf, dass häufiger gefährliche Verläufe einer Blasenentzündung sowie Nierenschäden auftraten. Zur Studie
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