Sparmedo Ratgeber

Bandscheibenvorfall

Aktualisiert am 10.11.21

Wenn es im Rücken schmerzt und sticht, die Beweglichkeit eingeschränkt ist und heftige Rückenschmerzen bis in die Arme oder Beine ausstrahlen, dann kann ein Bandscheibenvorfall die Ursache der Beschwerden sein.

Beim Bandscheibenvorfall handelt es sich um eine Wirbelsäulenerkrankung, die sowohl durch Unfall oder Verletzung als auch akut, also ohne ersichtliche Ursache, auftreten kann. Im Rahmen eines Bandscheibenprolaps, so der medizinische Fachbegriff, rutschen Teile einer oder mehrerer Bandscheiben in den Wirbelkanal. Dort drücken sie auf das sensible Rückenmark und die umgebenden Nervenenden.

Die eigentliche Bandscheibe, ein gallertartiger Kern, tritt durch den Faserknorpelring, der die weiche Bandscheibe umgibt. Dem eigentlichen Bandscheibenprolaps liegt also ein Defekt der schützenden Knorpelhülle zugrunde, die entweder durch Verschleiß, Fehlbelastung oder Verletzungen reißen kann.

In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:

  1. Ursachen Bandscheibenvorfall
  2. Risikofaktoren
  3. Symptome Bandscheibenvorfall
  4. Diagnose
  5. Therapie und Behandlung

Protrusion: Die Vorstufe zum Bandscheibenvorfall
In vielen Fällen löst gar nicht der Bandscheibenvorfall die Beschwerden aus, sondern eine Protrusion, also eine Vorwölbung der Bandscheibe. Hierbei ist der Faserknorpelring intakt, er verschiebt sich jedoch durch den Innendruck der gallertartigen Bandscheibe in Richtung Rückenmark. Es entstehen nahezu dieselben Symptome. Die Bandscheibenprotrusion muss nicht zwangsläufig zum Bandscheibenvorfall führen, sie ist jedoch eine häufige Vorstufe.

Erkrankungsalter und Häufigkeit eines Bandscheibenvorfalls
Obwohl der Bandscheibenvorfall in jedem Alter auftreten kann, sind übermäßig häufig ältere Menschen betroffen. Da die Bandscheiben einem gewissen Verschleiß unterliegen und Überbelastung sowie Vorschädigungen der Bandscheiben und Wirbel die häufigsten Ursachen des Bandscheibenprolaps sind, liegt das durchschnittliche Erkrankungsalter bei 40 bis 55 Jahren.

Während rund 80 Prozent aller Deutschen mehrmals im Leben mit Rückenschmerzen zu kämpfen haben, leiden hiervon knapp zehn Prozent unter einem Bandscheibenvorfall. Bei weiteren 23 Prozent lautet der Befund auf eine Bandscheibenprotrusion. Damit leidet rund ein Drittel aller Deutschen unter einer krankhaften Degeneration der Wirbelsäule. Der Bandscheibenvorfall betrifft zumeist den Bereich der Lendenwirbelsäule, wohingegen Vorfälle der Hals- oder Brustwirbelsäule deutlich seltener diagnostiziert werden.

Ursachen: Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?

Zu den häufigsten Ursachen für einen Bandscheibenprolaps gehören

Besonders bei Vorschädigungen an der Wirbelsäule oder den Bandscheiben selbst kommt es im Laufe der Zeit häufig zum kompletten Vorfall, in dessen Rahmen die dünnwandigen Membranen, die die einzelnen Knorpelringe voneinander trennen, reißen. Da diese Membranen nicht über den Blutkreislauf versorgt werden, sondern sich durch Ausbreitung regenerieren, werden sie besonders im hohen Lebensalter porös.

Weitere häufige Ursachen sind:

Physikalische Ursachen
Darüber hinaus gibt es einige physikalische Ursachen, die einen Bandscheibenvorfall auslösen können. Hierzu gehören:

Gefährliche Kombinationen - eine Ursache kommt selten allein

In der Praxis konnte bislang nie ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert werden, der ausschließlich durch Unfall oder Verletzung entstanden ist. Vielmehr finden sich Kombinationen verschiedener Ursachen. So geht beispielsweise Übergewicht in den meisten Fällen auch mit Bewegungsmangel einher, wohingegen Sportler und besonders aktive Menschen oftmals Vorschädigungen durch Fehlhaltung aufweisen.

Risikofaktoren: Was kann einen Bandscheibenvorfall begünstigen?

Übergewicht
Der wohl größte Risikofaktor ist Übergewicht. Bereits ein BMI von über 27 kann das Risiko, einen Bandscheibenvorfall zu erleiden, um das Doppelte erhöhen.

Bewegungsmangel
Auch Bewegungsmangel, etwa bei ausschließlich sitzenden Tätigkeiten, erhöht das Risiko auf einen Bandscheibenvorfall. In sitzender Haltung wird die Wirbelsäule immer gekrümmt, es entsteht Druck auf die Bandscheiben, dem sie irgendwann nicht mehr standhalten können.

Weitere Risikofaktoren sind:

Volkskrankheit Bandscheibenvorfall - diese Berufsgruppen sind am häufigsten betroffen

Bandscheibenvorfälle finden sich häufig bei Patienten, die dauerhaft sitzende oder stehende Tätigkeiten ausüben, oder aber schwer körperlich arbeiten.

Zur Risikogruppe gehören:

Obwohl ein Bandscheibenvorfall grundsätzlich jeden Menschen betreffen kann, selbst Kinder, leiden Personen aus diesen Berufssparten ungleich häufiger an Beschwerden der Wirbelsäule. Grund sind sich immer wiederholende Fehlbelastungen und -haltungen, die den Faserknorpelring der Bandscheibe belasten und die Membranen verschleißen.

Symptome: Diese Beschwerden weisen auf einen Bandscheibenvorfall hin

Ein Bandscheibenvorfall kann sich durch unterschiedliche Beschwerden äußern. So hängt die Intensität der Schmerzen zum Beispiel direkt von der Ursache des Bandscheibenvorfalls ab. Typische Symptome sind jedoch stechende oder brennende Schmerzen im Bereich des unteren Rückens, die ins Gesäß und in die Beine ausstrahlen können. Die Schmerzen, die durchaus stark bis sehr stark sind, werden in der Regel von Taubheitsgefühlen in den Extremitäten begleitet. Je nach Lage des Bandscheibenvorfalls sind hiervon die Beine, die Zehen oder die Hände betroffen.

Im Bereich der Lendenwirbelsäule ist Bandscheibenvorfall am häufigsten
Am häufigsten tritt der Bandscheibenprolaps im Bereich der Lendenwirbelsäule auf. Drückt eine vorgefallene Bandscheibe nun auf die Nervenenden, verspüren Patienten ein Taubheitsgefühl. Im Falle eines Prolaps in der Lendenwirbelsäule entstehen Taubheitsgefühle oder Ameisenlaufen an den Fußaußenseiten und Zehen. Die Beschwerden, die ein Bandscheibenvorfall mit sich bringt, lassen sich in Kern- und Begleitsymptome sowie seltenere Symptome einteilen.

Kernsymptome

Begleitsymptome

Seltene Symptome

Cauda-Syndrom: Schwere Komplikation eines Bandscheibenvorfalls

Der Cauda equina ist ein großer Nervenstrang, der sich vom unteren Ende der Lendenwirbelsäule bis hoch ins Kreuzbein erstreckt. Im Cauda-Strang befinden sich sämtliche Nerven aller Versorgungsgebiete. Das Cauda-Syndrom ist die schwerwiegendste Komplikation eines Bandscheibenvorfalls. Es entsteht, wenn die Cauda equina durch den Vorfall einer Bandscheibe massiv gequetscht wird. Erfolgt in diesem Fall keine sofortige Operation zur Entlastung der gequetschten Nerven, erleiden Patienten verschiedene neurologische Ausfälle, wie zum Beispiel Lähmungen in Füßen, Beinen und dem Gesäß, Inkontinenz und Impotenz. Das Cauda-Syndrom erfordert sofortiges chirurgisches Handeln, um erfolgreich und ohne Spätfolgen behoben werden zu können.

Bandscheibenvorfall & Hexenschuss - worin liegt der Unterschied?

Ein Bandscheibenvorfall geht zumeist mit einem Hexenschuss einher, nicht aber umgedreht. Während die Bandscheibe bei einem Vorfall aus ihrer Hülle in den Wirbelkanal tritt, beschreibt der klassische Hexenschuss lediglich ein Symptom, nämlich sehr starke Rückenschmerzen. Ursächlich für einen Hexenschuss ist hingegen aber meist nicht eine vorgefallene Bandscheibe, sondern eine falsche Bewegung, bei der sich der Ischiasnerv verklemmt hat. Die Beschwerden beim Hexenschuss rühren also vom Ischiasnerv, der durch einen physikalischen Reiz vorübergehend blockiert wurde.

Bandscheibenvorfall - Diagnose

Die Diagnose Bandscheibenvorfall kann ausschließlich von einem Facharzt gestellt werden. Obwohl auch Allgemeinmediziner anhand der beschriebenen Symptomatik einen Bandscheibenvorfall erkennen, erfordert die Befunderhebung einige Tests, die vorwiegend von Orthopäden, Neurologen oder Neurochirurgen durchgeführt werden.

Wie erkennt der Arzt einen Bandscheibenvorfall?
Die Diagnostik umfasst neben einem ausführlichen Patientengespräch, der sogenannten Anamnese, auch bildgebende Verfahren und Praxistests. Darüber hinaus ist das klinische Bild oft schon eindeutig, denn Patienten mit einem Bandscheibenvorfall kommen in der Regel unter Schmerzen und in leicht gebeugter Rückenschonhaltung in die Praxis.

Lasègue-Zeichen

Das Lasègue-Zeichen ist bei den meisten Patienten auslösbar, die einen Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule erlitten haben. Um zu überprüfen, inwieweit das Lasègue-Zeichen positiv oder negativ ist, muss sich der Patient auf den Boden oder auf eine gerade Behandlungsliege legen. Nun hebt der Arzt das durchgedrückte Bein des Patienten in Richtung Hüfte an. Beklagt der Patient Schmerzen, die vom unteren Rücken in das Bein strahlen, ist das Lasègue-Zeichen positiv.

Kernig-Zeichen

Ein weiterer Praxistest im Rahmen der Prolaps-Diagnostik ist das sogenannte Kernig-Zeichen. Auch hierzu liegt der Patient auf dem Rücken, der Arzt hebt ebenfalls das gestreckte Bein des Patienten an. Liegt ein Bandscheibenvorfall vor, wird der Patient das Knie schmerzbedingt anwinkeln. Ist dieser Beugereflex auslösbar, wird das Kernig-Zeichen als positiv gewertet.

Bildgebende Verfahren

Als bildgebende Verfahren kommen zur Diagnostik eines Bandscheibenvorfalls vorwiegend das CT und das MRT zum Einsatz. Beide Verfahren ermöglichen die Sicht auf das geschädigte Bandscheibengewebe.

CT 
Beim CT, also der Computertomografie, werden Schnittbilder der Wirbelsäule erzeugt. Auf diese Weise kann der Radiologe die Abstände der einzelnen Wirbelkörper überprüfen und den ausgetretenen Bandscheibenkern lokalisieren.

MRT
Das Verfahren zur Magnetresonanztomografie, kurz MRT, gestaltet sich ähnlich. Hier erfolgt die bildhafte Darstellung jedoch nicht durch Röntgenstrahlen, sondern durch magnetische Wechselfelder, die Bereiche des Körpers in Strahlung versetzen.

Beide Verfahren sind gleichermaßen geeignet, um einen Bandscheibenvorfall festzustellen und in seiner Lage zu bestimmen.

Geeignete Therapien und Behandlungserfolge

Ein Bandscheibenvorfall kann sowohl operativ als auch konservativ behandelt werden. War die operative Therapie noch bis vor einigen Jahren gängige Praxis, sind chirurgische Eingriffe heute nur noch der letzte Weg. Im Vorfeld werden Betroffene also in der Regel konservativ behandelt, das heißt mit Medikamenten, Physio- und Bewegungstherapie oder Chiropraktik. In gut 90 Prozent aller Fälle bringt die konservative Behandlung die gewünschte Linderung der Schmerzen und der Bewegungseinschränkungen.

Konservative Therapie: Kombination aus Schmerzmitteln & Physiotherapie

Die nichtchirurgische Behandlung eines Bandscheibenvorfalls ist vor allem bei sehr frischen Vorfällen, aber auch bei Mehrfachvorfällen angezeigt. Sie basiert auf einer kombinierten Behandlung mit Schmerzmitteln und Physiotherapie.

In schweren Fällen, wenn durch die schmerzbedingte Schonhaltung bereits Muskelblockaden auftreten, werden zudem Muskelrelaxanzien verordnet. Sobald eine ausreichende schmerzstillende Wirkung erzielt wurde, beginnt der Betroffen mit der Physiotherapie. Ziel ist es, die Muskulatur zu dehnen und zu stärken, damit die Wirbelsäule künftig von der starken Rückenmuskulatur gestützt werden kann. Zwar kann der Bandscheibenvorfall auf diese Weise nicht zurückgebildet werden, jedoch kann die symptomatische Behandlung bereits ausreichend sein.

Was passiert bei der Physiotherapie?

Im Rahmen der Physiotherapie durchläuft der Patient ein mehrwöchiges bis mehrmonatiges Programm, nämlich die Rückenschule. Ziel der Rückenschule ist zum einen die Stabilisierung der großen Rückenmuskeln, zum anderen aber auch das Erlernen einer gesunden und geraden Körperhaltung.

Verschiedene Bewegungsübungen sollen dem Patienten zeigen, wie er sich im Alltag rückenschonend bewegen kann und dabei die einzelnen Wirbel der Wirbelsäule entlastet. Darüber hinaus wird die Muskulatur durch gezielte, aktive und passive Spannungs- und Dehnübungen gelockert und zugleich gestärkt, sodass sie künftig die Wirbelsäule aktiv stützen und die Bandscheiben in ihrer Funktion entlasten kann.

Operative Behandlung, wenn konservative Behandlung keinen Erfolg bringt

Lässt sich ein Bandscheibenvorfall auf konservative Weise nicht zufriedenstellend behandeln, kann eine Operation der letzte Ausweg aus den Schmerzen sein. Operationen an der Wirbelsäule werden heute zumeist mikrochirurgisch durchgeführt, also ohne große Hautschnitte.

Ziel einer Bandscheibenoperation ist immer die Entlastung des gequetschten Nervs. Häufig kommen daher minimalinvasive Lasereingriffe infrage, etwa die perkutane Laser-Dekompression, in deren Rahmen das vorgefallene Bandscheibengewebe per Laser abgetragen wird. Obwohl eine Operation den Bandscheibenvorfall gänzlich beseitigen kann, erfolgt im Anschluss immer eine REHA oder eine Physiotherapie, denn zur Vorbeugung eines erneuten Prolaps an anderer Stelle sollten immer auch die Ursachen des Bandscheibenvorfalls behoben werden.

Operative Wirbelsäulenversteifung

Die Versteifung der Wirbelsäule oder Teile der Wirbelsäule wird zwar nur noch selten praktiziert, kann aber beispielsweise bei mehreren aufeinanderfolgenden Bandscheibenvorfällen, vorwiegend im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule, notwendig werden. Angezeigt ist sie dann, wenn die Wirbelsäule nach dem Entfernen der vorgefallenen Bandscheiben nicht mehr ausreichend stabil ist. Im Rahmen der Wirbelsäulenversteifung werden einzelne Wirbel mithilfe eingesetzter Metallplatten miteinander verbunden, sodass der Bewegungsapparat aufrecht und intakt bleibt.

Implantate aus Titan

Eine Innovation im Bereich der Neurochirurgie sind Bandscheibenprothesen. Diese können eine natürliche Bandscheibe im vollen Umfang ersetzen. Bandscheibenprothesen werden häufig dann eingesetzt, wenn eine Bandscheibe so weit vorgefallen war, dass sie gänzlich entfernt werden musste. Im Rahmen einer offenen Operation, also über einen größeren Hautschnitt im Bereich des Vorfalls, wird die Prothese in den vorhandenen Hohlraum zwischen den Wirbelkörpern eingesetzt. Bei minimalem Operationsrisiko sind die Patienten anschließend meist gänzlich beschwerdefrei.

Chiropraktik und alternative Heilmethoden

Für viele Menschen, die unter einem Bandscheibenvorfall leiden, sind die Chiropraktik sowie die traditionelle chinesische Medizin die einzig effektiven Behandlungsansätze. Obgleich Schulmediziner oftmals nicht viel von chiropraktischen Ansätzen halten, sind Behandlungserfolge nachgewiesen. Eine genaue Diagnostik des Bandscheibenvorfalls ist jedoch unumgänglich, denn auch der Chiropraktiker muss wissen, welche Bandscheibe betroffen ist, um gezielt behandeln zu können.

Die Chirotherapie stützt sich bei der Behandlung eines Bandscheibenvorfalls auf das Einrenken einzelner Wirbel, wobei das für die Chiropraxis typische Knackgeräusch entsteht. Als besonders effektiv erwies sich die Chirotherapie bei der Behandlung von Bandscheibenvorfällen im Bereich der Lendenwirbelsäule.



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