Sind Impfungen wichtig?

Aktualisiert am 14.03.2014
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Anika Saager
Gesundheits-Redakteurin
Online-Redaktion Sparmedo Ratgeber und Gesundheitsmagazin

Jeder hat sich bestimmt schon einmal gefragt, „warum soll ich mich impfen lassen“? Spätestens, wenn der eigene Nachwuchs auf der Welt ist, stehen alle Eltern vor der Entscheidung. Hilfe bei der Entscheidungsfindung erhalten Eltern sowie alle anderen Menschen dann bei Ärzten, aus Büchern und vor allem übers Internet. Gerade hier ist die Informationsflut unüberschaubar groß und die Meinungen zum Impfen so unterschiedlich wie bei kaum einem anderen Thema. Neben Impfbefürwortern und Personenkreisen, die nur ausgewählte und abgeschwächte Impfungen empfehlen, gibt es natürlich auch Impfgegner.

So sind fünf Prozent aller Eltern nicht oder nur eingeschränkt bereit, ihre Kinder impfen zu lassen. Sie sehen keinen Sinn darin, ihre gesunden Kinder den Belastungen und eventuellen Nebenwirkungen einer Impfung auszusetzen. Artikel in denen berichtet wird, dass Impfstoffe mit Zusatzstoffen wie Quecksilber und Formaldehyd versehen sind, verschärfen diese Einstellung zusätzlich. Die Gefahr, auf natürlichem Weg eine „Kinderkrankheit“ zu bekommen, scheint da auf den ersten Blick ein kleineres Risiko zu sein.

Tatsächlich ist nicht jede Impfung wirklich notwendig, weshalb sich Eltern ausführlich informieren sollten. Dabei gilt: Der Nutzen einer Impfung muss höher sein, als die Gefahr von eventuellen schwerwiegenden Nebenwirkungen. Denn auch eine Erkrankung an einer zu impfenden „Kinderkrankheit“, kann schwere Schäden hinterlassen oder schlimmstenfalls tödlich enden.

Warum ist eine Impfung sinnvoll?

Vor mehr als 200 Jahren wurde die Impfung von dem englischen Landarzt Edward Jenner eingeführt und mindestens genauso lange werden deren Wirkungen und Gefahren umstritten diskutiert. Grundsätzlich schützen Impfungen vor teilweise schweren Infektionskrankheiten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verfolgt mit den Impfungen den Zweck, Infektionskrankheiten komplett auszurotten, was zum Teil auch schon erfolgreich fruchtete. Denn diese Schutzimpfungen sind bisher das wirkungsvollste Mittel, um dieses Ziel zu erreichen. Allerdings kann ein sicherer Schutz für die Allgemeinheit nur dann gewährleistet werden, wenn die Impfrate durchgehend hoch ist.

Hauptsächlich wird gegen so genannte Kinderkrankheiten (Krankheiten, die in der Regel im Kindesalter auftreten) geimpft. So konnten in Deutschland durch staatlich angelegte Impfprogramme und verbesserte Hygiene z. B. Krankheiten wie Keuchhusten, Kinderlähmung und Diphtherie weitestgehend verdrängt werden. Diese Infektionskrankheiten sind keineswegs harmlos, nicht zuletzt deswegen, weil die Medizin immer noch Antworten auf diese Krankheiten sucht. Zwar gibt es mittlerweile Medikamente, welche die Symptome der Infektionskrankheit bekämpfen, nicht jedoch die Erreger. Eine Impfung schützt nicht nur vor der Krankheit selbst, sondern auch vor deren Folgen.

Impfungen birgen auch Risiken

Allerdings sollte auch die andere Seite der Impfungen beleuchtet werden. Denn jede Impfung greift in das Immunsystem ein, um dem Organismus einen Schutz vor diversen Infektionskrankheiten zu geben. Für den erwachsenen Organismus ist das in der Regel kein Problem, nicht jedoch für den kindlichen. In den ersten Lebensmonaten ist das kleine Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift und deshalb auf den Schutz durch Immunglobuline der Mutter angewiesen. Das zelluläre Abwehrsystem des Säuglings muss die Unterscheidung zwischen „Selbst“ und „Fremd“  erst erlernen, wobei Impfungen diese Entwicklung leicht stören können. Denn die Impfstoffe können das feine Gleichgewicht während der Entwicklung des Immunsystems durcheinander bringen. So kann es durch zu frühes Einbringen von Impfstoffen in den Organismus passieren, dass diese nicht als „Fremd“ angesehen werden. Infolgedessen reagiert der Körper auch nicht darauf, da das zelluläre Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist. In diesen Fällen spricht man von so genannten Impfversagern. Die eingebrachten Viren werden vom Körper dann nicht angegriffen, sondern toleriert. Auf diese Weise können die Viren in den Körperzellen weiterleben und im Laufe der Jahre möglicherweise Veränderungen an Zellen und Erbgut verursachen. Des Weiteren ist auch das Nervensystem bei einem Baby noch nicht vollständig entwickelt. Die Nerven des zentralen Nervensystems sind noch viel anfälliger für Störungen von außen als beispielweise bei Erwachsenen.

Was passiert bei einer Impfung im Körper?

Das menschliche Abwehrsystem ist in der Lage, unerwünschte Eindringlinge wie Viren und Bakterien zu erkennen und  Abwehrmaßnahmen einzuleiten, um diese Erreger fernzuhalten. Das Immunsystem bildet Antikörper, die gegen den jeweiligen Erreger gerichtet sind. Wurden die Schädlinge erfolgreich bekämpft, bleiben einige Antikörper im Blut zurück, wodurch das Immunsystem Gedächtniszellen bildet. Versucht der gleiche Erreger nochmals in das Abwehrsystem einzudringen, erinnern sie dieses daran, die passenden Antikörper zu bilden. So kann die Krankheit gar nicht erst ausbrechen, denn die Erreger werden viel schneller unschädlich gemacht. Bei einer Impfung wird dieser Prozess kontrolliert nachgeahmt. Die Erreger werden absichtlich entweder in abgeschwächter oder abgetöteter Form bzw. in geringen Bestandteilen in den Körper eingeschleust. Durch diese Erregerform werden die Gedächtniszellen des Immunsystems und die Antikörperbildung ebenfalls angeregt, wodurch eine schwere Erkrankung ausbleibt. Die Impfwirkung bestätigen leichte Krankheitserscheinungen.

Unterscheidung der verschiedenen Impfstoffe

Die zugelassenen Impfstoffe gehören in Deutschland zu den sichersten Arzneimitteln. Denn sie müssen bereits während des Zulassungsverfahrens höchste Anforderungen bezüglich der Wirksamkeit und Sicherheit erfüllen. Außerdem werden die zugelassenen Impfstoffe regelmäßig durch die zuständige Behörde kontrolliert. Dabei unterscheidet man drei verschiedene Impfstoffarten:

ImpfstoffartErläuterungBeispiele für Impfungen
Lebendimpfstoff
  • enthält geringe Menge lebender Erreger
  • wird meist mit Kombinationsimpfstoffen verabreicht
  • führt hin und wieder zu leichten, nicht ansteckenden Infektionen
Mumps, Masern, Röteln, Windpocken etc. 
 Totimpfstoff
  •  enthält abgetötete Teile eines Erregers
  • ist sehr gut verträglich
 Keuchhusten, Hepatitis B, Kinderlähmung, Diphterie, Tetanus etc.
 Kombinationsimpfstoffe
  •  enthalten eine Kombination aus mehreren Impfstoffen (Tod- oder Lebensimpfstoff)
  • leichter für Kinder, da nur einmal gespritzt werden muss, gegen bspw. drei verschiedene Krankheiten
  • Zusatzstoffe wie Quecksilber, Hühnereiweiß oder Formaldehyd sind zwar in den meisten/heutigen Impfstoffen nicht mehr enthalten, können aber leichte Nebenwirkungen auslösen

MMR-Impfung, MMRV-Impfung, 6-fach-Impfung, etc.


Aktive Impfung 

Langfristig baut eine aktive Impfung den wirksamsten Schutz auf. Der Lebend- oder Totimpfstoff imitiert eine Ansteckung, wodurch der Körper mit der Bildung von Antikörpern reagiert. Um einen vollständigen Abwehrschutz zu erreichen, müssen die Impfungen wiederholt werden, man spricht dann von Teilimpfungen. Erst, wenn das Impfschemata komplett durchgeführt wurde, besteht ein gänzlicher Immunschutz gegen die Erreger.

Passive Impfung

Eine passive Impfung gibt einen sofortigen Schutz gegen die Erreger, denn der Impfstoff besteht aus einer konzentrierten Lösung aus Antikörpern. Diese Antikörper werden von Menschen gewonnen, die der Erkrankung bereits ausgesetzt waren. Der Schutz hält allerdings nur für rund drei Monate.

Voraussetzung für eine Impfung

Bei Antritt einer Impfung ist es natürlich in erster Linie wichtig, dass man sich selbst gesund fühlt. Zwar sind kleine Infekte und eine leicht erhöhte Körpertemperatur kein Grund, um auf eine Impfung zu verzichten, jedoch sollte eine behandlungsbedürfige Erkrankung mindestens zwei Wochen ausgestanden sein, bevor eine Immunisierung stattfindet. Gegen eine Impfung sprechen neben Allergien gegen einen der Bestandteile des Impfstoffes auch angeborene oder erworbene Immundefekte. In diesen Fällen ist eine separate Beratung von einem Arzt angebracht. Früher war man auch der Meinung, dass Schwangere nicht geimpft werden dürfen. Dank zahlreichen Forschungen werden nun auch Schwangeren immer mehr Impfungen empfohlen. Jedoch nicht im ersten Schwangerschaftsdrittel und ausschließlich Totimpfstoffe.

Impfempfehlungen - Wer bestimmt darüber?

In Deutschland werden die Impfempfehlungen von der STIKO am Robert-Koch-Institut, der so genannten Ständigen Impfkommission, ausgesprochen. Hier legt ein Expertenteam, bestehend aus Wissenschaftlern (Mikrobiologen, Immunologen), Klinikern, Vertretern des öffentlichen Gesundheitsdienstes und Ärzten fest, welche Impfungen von hohem Wert für den Gesundheitsschutz des Einzelnen sowie der Allgemeinheit sind, um Infektionskrankheiten vorzubeugen. Unter den Mitgliedern der STIKO wird man jedoch keine Impfkritiker finden. Ganz im Gegenteil, das angeblich unabhängige Expertengremium steht in einem engen Verhältnis zur Pharmaindustrie, weshalb bei Impfgegnern immer wieder ein Zweifel an der Glaubhaftigkeit der Impfempfehlungen besteht. Diese werden regelmäßig aktualisiert und sollen dem Arzt eine beratende Grundlage für seine Patienten bieten.

Auch die WHO spielt beim Thema Impfungen eine wichtige Rolle. Sie verfolgt mit den ausgesprochenen Impfempfehlungen das Ziel, Krankheiten komplett auszurotten und Kosten im Gesundheitssektor einzusparen. Denn eine Impfung kostet weniger als die Behandlung einer Infektionskrankheit. Um dieses Ziel zu erreichen, sind jedoch Massenimpfungen notwendig, welche aus diesen Impfempfehlungen sowie der Öffentlichkeitsarbeit und verstärkter Medienpräsenz resultieren sollen.

 

Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Schwangere

 

Grippeschutzimpfung - Brauche ich sie wirklich?

Die echte Grippe, auch Influenza genannt, ist eine hoch ansteckende, ernsthafte Erkrankung, welche immer noch jedes Jahr Todesfälle zu verbuchen hat. Aus diesem Grund gehört die Grippeimpfung zu den Impfempfehlungen der STIKO. Es reicht jedoch keine Einmal-Impfung aus, um einen lebenslangen Schutz zu erreichen. Da das Grippevirus sich ständig verändert, besteht bei der Impfung des Vorjahres nur noch ein Teilschutz gegen den neuen Virusstamm. So muss eine Grippeimpfung jedes Jahr wiederholt werden, um einen 100-prozentigen Schutz zu gewährleisten. Der optimalste Zeitpunkt für diese Impfung sind die Monate September bis November, also noch vor der eigentlichen jährlichen Grippewelle. Da der Schutz allerdings bereits nach ein bis zwei Wochen vollständig aufgebaut ist, kann eine Impfung auch noch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Impfen lassen sollten sich vor allem ältere Menschen über 60 Jahre, Personen mit einem geschwächten Immunsystem, Schwangere ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel, Mitarbeiter im Gesundheitswesen sowie Menschen, die häufigen Kontakt zu anderen Menschen haben (wie Busfahrer, Lehrer, Erzieher, etc.)

Zum Schluss bleibt zu sagen: Da es in Deutschland keine Impfpflicht gibt, bleibt es jedem selbst überlassen bzw. müssen Eltern für ihre Kinder selbst entscheiden, ob sie eine Impfung möchten oder nicht. Stellen Sie am besten alle Pro´s und Contra´s gegeneinander, dann wird Ihnen die Entscheidung bestimmt viel leichter fallen!

Textquelle: 

Robert-Koch-Institut, www.rki.de
Martin Hirte: Impfung Pro & Contra (2005)

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