Aufgaben einer Selbsthilfegruppe

Aktualisiert am 07.03.2014
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Anika Saager
Gesundheits-Redakteurin
Online-Redaktion Sparmedo Ratgeber und Gesundheitsmagazin

In einer Selbsthilfegruppe finden Betroffene Unterstützung, Beratung und ein offenes Ohr bei Fragen, Problemen oder Ämtergängen zur jeweiligen Thematik. Darüber hinaus können im Rahmen der Gruppentreffen Fachvorträge organisiert werden, die vertiefende Informationen liefern. Neben den Betroffenen selbst finden auch Angehörige und Interessierte Informationen rund um das Gruppenthema.

Selbsthilfegruppen setzen sich für Betroffene ein

Insbesondere kranke Menschen und Menschen mit Behinderungen erfahren in Selbsthilfegruppen wertvolle Unterstützung. Die Gruppe setzt sich für Betroffene ein. Das heißt, die Mitglieder werden im Alltag unterstützt, bekommen Begleitung bei Ämtergängen und erfahren Hilfe im Umgang mit ihrem Leiden. Auch nach außen hin, sei es über das Internet, Radio, Fernsehen oder andere Medien, machen sich Selbsthilfegruppen stark. Das Engagement der Gruppen erstreckt sich vielmals
auch auf kommunaler Ebene, beispielsweise in Form von Bürgerinitiativen, um das Leben in der eigenen Stadt oder Gemeinde lebenswerter und barrierefreier zu gestalten.

Rechtsberatung bei Krankenkassen und Versicherungen

Menschen mit Krankheiten oder Behinderungen haben oftmals einen Mehrbedarf bei der Pflege, Verpflegung oder in Form eines persönlichen Budgets oder Schwerbehindertenausweises. Die Inanspruchnahme der zustehenden Leistungen setzt jedoch meist eine Beantragung voraus. Auch hierbei erweisen sich Selbsthilfegruppen als nützlich und wertvoll, denn die Mitglieder unterstützen sich gegenseitig bei Antragsstellungen, Terminen mit Versicherungen und Krankenkassen, aber auch bei eventuellen Arztbesuchen. Darüber hinaus profitiert jedes Mitglied von den bisherigen Erfahrungen der anderen. So entsteht ein Netz der Selbsthilfe mit lebenspraktischen Tipps und Hilfen für jeden Betroffenen.

Emotionaler Beistand

Wichtigster Pfeiler der Selbsthilfe ist der emotionale Beistand. Das Gemeinschaftsgefühl ist, gerade bei schweren oder seltenen Krankheiten, aber auch bei Trauerfällen und komplizierten Lebensabschnitten, wertvoller denn je. In akuten Phasen stützen sich die Gruppenteilnehmer gegenseitig. Aufgrund der Tatsache, dass jeder Gruppenteilnehmer gleiche oder ähnliche Erfahrungen hat, fühlen sich Betroffene verstanden und angenommen. Die Selbsthilfegruppe kann aus diesem Grund insbesondere dann eine große Hilfe und Stütze sein, wenn Sie sich von Therapeuten, Ärzten oder gar der eigenen Familie aufgrund mangelnder Kenntnis Ihrer Situation unverstanden fühlen.

Interessen in der Öffentlichkeit vertreten

Die Interessen von Selbsthilfegruppen können grundverschieden sein. Manche Gruppen setzen sich für behindertengerechte Barrierefreiheit ein, wieder andere wollen Krankheitsbilder oder psychische Beschwerden publik machen und für mehr Toleranz werben. Dieses Engagement wird meist auch in die Öffentlichkeit getragen. Über Flyer, Internetforen oder TV-Beiträge werden Themen publik gemacht, auf diese Weise entstehen Toleranz, Verständnis und Klarheit in der Gesellschaft. Insbesondere tabuisierte und verpönte Themen, etwa im Bereich der Trans- oder Homosexualität oder bei Suchterkrankungen, können auf diese Weise in ein rechtes Licht gerückt werden, sodass sich der Blickwinkel der Bevölkerung verändern kann. Dazu gehört auch politisches Engagement in Form von Bürgerinitiativen, Demonstrationen oder Petitionen.

Erfahrungsaustausch untereinander

In vielen Fällen sind SHGs mit gleichen oder ähnlichen Inhalten auch bundesweit oder über die Landesgrenzen hinaus vernetzt. Auf diese Weise lassen sich Erfahrungen auch überregional austauschen. Üblicherweise werden hierzu Internetforen eröffnet, nicht selten finden aber auch jährliche internationale Treffen statt. Für die Gruppenteilnehmer bedeutet das nicht nur einen intensiveren Erfahrungsaustausch, sondern auch die Erweiterung des sozialen Netzes, welches in besonderen Lebensumständen eine enorme Bedeutung hat.

Informationsmaterial liefern

Teil der öffentlichen Darstellung eines SHG ist Informationsmaterial, welches jedem zugänglich ist, nicht nur den Betroffenen selbst. In Form von Flyern, Foren, Blogs oder sogar Broschüren, Büchern und eBooks kann die SHG zum Thema Stellung beziehen, neueste Erkenntnisse und Strategien zur Selbsthilfe vermitteln und publizieren. Auf diese Weise wächst zum einen das Netzwerk, zum anderen ist diese Form der Werbung auch erfolgsversprechend für eventuelle Kooperationen mit Vereinen und Verbänden, die die SHG unterstützen können.

Neueste Erkenntnisse in Verbindung mit Ärzten und Kliniken recherchieren und auswerten

Gerade Selbsthilfegruppen mit medizinischem oder psychologischem Hintergrund profitieren von der Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten sowie Kliniken. Gemeinsam lassen sich neue Erkenntnisse, Forschungsergebnisse und Behandlungskonzepte erörtern, auswerten und schließlich auch publizieren. Davon profitieren nicht nur die Gruppenteilnehmer selbst, sondern letztendlich auch alle anderen Betroffenen fernab der SHG. Die SHG ist außerdem wertvolle Anlaufstelle bei Fragen zu Ärzten und Kliniken. Meist können die Mitglieder Tipps geben, welcher Arzt in welcher Region sich besonders gut mit der jeweiligen Thematik auskennt. Auch können SHGs Kliniken, Rehas und Therapien empfehlen und eigene Erfahrungen vermitteln.

Öffentliche Wahrnehmung herstellen

Öffentliche Präsenz und Vernetzung sind das A und O einer SHG. Eine Neugründung im stillen Kämmerlein bringt niemandem etwas. Gehen Sie mit Ihrer SHG stattdessen nach außen, vernetzen Sie sich mit Verbänden und Vereinen Ihrer Stadt, erstellen Sie eine Homepage, geben Sie die Daten der Treffen bekannt und suchen Sie ständig neue Mitglieder. Nur so kann Selbsthilfe effektiv und publik gestaltet werden und einen möglichst großen Personenkreis erreichen, der dringend Hilfen benötigt.

Bildquelle: styleuneed - Fotolia.com

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