Sparmedo Ratgeber

Hilfe bei Nesselsucht

Aktualisiert am 10.03.21

Nesselsucht, in der Medizin Urtikaria genannt, ist eine Hauterkrankung, die sich durch Rötungen, Quaddeln, Schwellungen und mit starkem Juckreiz einhergeht. Hinter dem Begriff Nesselsucht verstecken sich dabei gleich mehrere Formen von Hauterkrankungen. Urtikaria kann nämlich sowohl durch Kälte oder Druck auf die Hautareale als auch durch Allergien ausgelöst werden. Insbesondere Nahrungsmittelunverträglichkeiten, aber auch Überempfindlichkeiten gegenüber Stoffen oder Medikamenten können zur Nesselsucht führen.

In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:

  1. Nesselsucht als häufigste Hauterkrankung
  2. Was ist Nesselsucht?
  3. Formen der Urtikaria
  4. Ursachen
  5. Symptome
  6. Unterschied Nesselsucht & allergischer Hautausschlag
  7. Diagnose
  8. Behandlung
  9. Nesselsucht bei Babys und Kindern
  10. Nesselsucht in der Schwangerschaft

Urtikaria kann akut oder chronisch verlaufen, wobei akute Verläufe, die kürzer als sechs Wochen dauern, eher für ein allergisches Symptom sprechen. Meist lässt sich die Nesselsucht mit Antihistaminika gut behandeln, dennoch stellt sie für Betroffene eine physische und auch psychische Belastung dar.

Nesselsucht als häufigste Hauterkrankung

Die Nesselsucht (auch Nesselfieber oder Quaddelsucht) tritt in akuter Form bei etwa zehn bis 25 Prozent der Bevölkerung einmal auf, damit ist sie die häufigste Erkrankung der Haut. Obwohl die juckenden Hautmale meist nach wenigen Wochen rückstandslos ausheilen, ist Urtikaria nicht zu unterschätzen.

Betroffene leiden in doppelter Hinsicht

Sie setzt den Betroffenen sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene zu. Die Hautquaddeln führen zu juckenden und schmerzenden Schwellungen, gleichzeitig schämen sich Betroffene. Mitmenschen halten sich fern, denken fälschlicherweise, der Hautausschlag sei ansteckend. Eine Spirale, die nicht selten dazu führt, dass sich die Nesselsucht verschlimmert. Denn auch psychischer Stress verstärkt die Symptome.

Was ist Nesselsucht?

Die Nesselsucht beschreibt eine Reihe von Hautreizungen, etwa Quaddeln, Rötungen und Juckreiz, ausgelöst durch Hitze oder Kälte oder durch eine allergische Reaktion:

Symptome bei Nesselsucht

Überempfindlichkeitsreaktion der Haut

In jedem Fall ist Nesselsucht eine Überempfindlichkeitsreaktion der Haut, wobei der konkrete Auslöser meist schwer zu finden ist.

Psychische Faktoren können chronische Verläufe verschlechtern

Urtikaria lässt sich in die akute und die chronische Form einteilen, wobei chronische Verläufe länger als sechs Wochen andauern.

Zumeist beginnt Nesselsucht mit Hautrötungen, die sich binnen Minuten in Quaddeln verwandeln und unterschiedlich groß sein können. Insbesondere die Haut im Gesicht, am Hals, an den Händen und in den Armbeugen und Kniekehlen ist anfällig für die Nesselsucht. Chronische Verläufe der Urtikaria können sich außerdem durch Faktoren wie Stress und psychische Belastung verschlechtern.

Formen der Urtikaria

Nesselsucht lässt sich nicht nur in die akute und die chronische Form unterteilen, sondern auch in die spontane und die induzierbare Nesselsucht:

Spontane Urtikaria

Die chronisch spontane Urtikaria (csU) macht zwei Drittel aller Nesselsucht-Fälle aus. Sie ist gekennzeichnet von einem chronischen Verlauf, der über Jahre andauern kann. Beinahe täglich entstehen bei dieser Form neue Rötungen, Quaddeln und Schwellungen auf der Haut. Bei dieser Form der Nesselsucht kann kein konkreter Auslöser festgestellt werden, weswegen sie für Betroffene besonders belastend ist.

Induzierbare Urtikaria

Auch die induzierbare Urtikaria kann chronisch verlaufen. Im Gegensatz zur spontanen Nesselsucht können die Auslöser für diese Form der Erkrankung eindeutig zugeordnet werden, was eine zielgerichtete Behandlung der Ursache erleichtert.

Ursachen der Nesselsucht

Die Nesselsucht basiert auf einer Überreaktion des Immunsystems auf bestimmte Stoffe oder Reize, die der Körper fälschlicherweise als gefährlich einstuft und mithilfe der Immunreaktion versucht abzuwehren. Urtikaria entsteht daher ähnlich wie eine Allergie.

Bei Betroffenen reagieren die Blutzellen auf harmlose Substanzen, die Blutgefäße weiten sich, was wiederum zu Reizungen der Nervenfasern führt. Die gereizten Nervenfasern verursachen in der Folge die entzündlichen Hautmale und Quaddeln sowie den Juckreiz. Ursachen für die Nesselsucht können sein:

Akute Verläufe sind meist allergischer Natur

Eine akut auftretende Nesselsucht, die binnen weniger Tage bis Wochen wieder abklingt, basiert meist auf einer allergischen Reaktion. Chronische Verläufe hingegen haben in der Regel andere Ursachen, eine genaue Abklärung und Identifizierung des Auslösers oder der Auslöser ist leider in vielen Fällen nicht möglich.

Symptome

Der Begriff Urtikaria leitet sich vom lateinischen Wort Urtica ab, zu Deutsch Brennnessel. Ähnlich wie der Kontakt mit Brennnesseln fühlt sich die Nesselsucht auch an. Je nach Form der Nesselsucht und ihrer Ausprägung geht sie mit folgenden Symptomen einher:

Angioödeme

Im Rahmen der Nesselsucht leiden Betroffene oft gleichzeitig an sogenannten Angioödemen. Dabei handelt es sich um Schwellungen der Haut und Schleimhäute, die durch wässrige Ansammlungen im Unterhautgewebe entstehen. Angioödeme betreffen häufig die Hände, das Gesicht oder auch die Genitalien. Je nach Region können die Schwellungen Schmerzen oder Juckreiz verursachen, insbesondere im Bereich der Zunge oder des Kehlkopfes. Im Gegensatz zu den Quaddeln bilden sich die Angioödeme langsamer zurück, in der Regel binnen zwei bis drei Tagen.

Allergiebedingte Nesselsucht kann zum allergischen Schock führen

In seltenen und schweren Fällen, etwa bei einer Allergie gegen Insektengift oder Medikamente wie Penicillin, können neben Nesselsucht weitere Symptome auftreten, die zum allergischen Schock führen. Ein allergischer Schock ist potenziell lebensbedrohlich. Er äußert sich wie folgt:

Kommen diese Symptome zu den Hautreaktionen der Nesselsucht dazu, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine schwere allergische Reaktion, die zum Schock geführt hat. Alarmieren Sie in solch einem Fall unbedingt den Notarzt!

Unterschied zwischen Nesselsucht und allergischem Hautausschlag

Anders als Hautausschläge allergischer Natur beginnt die Nesselsucht zumeist auf einem abgegrenzten Hautareal. Zuerst breitet sich auf diesem Hautareal ein Juckreiz aus, der von Betroffenen als besonders stark wahrgenommen wird. Anschließend entsteht an dieser Stelle eine Rötung, die schließlich zu einer Quaddel wird. Die Haut auf der Quaddel ist deutlich erhaben, gerötet und scharf abgegrenzt gegenüber anderen Hautarealen.

Kaum wunde und offene Hautareale bei Nesselsucht

Im Gegensatz zu anderen Ekzemen lindert Kratzen den Juckreiz einer Urtikaria nicht. Betroffene drücken und reiben die Hautstellen hingegen, um sich Linderung zu verschaffen. Die Nesselsucht führt daher seltener zu Wunden und offenen Hautarealen als andere Hauterkrankungen.

Urtikaria-Ausschlag bleibt nur wenige Stunden bestehen

Die Quaddeln im Rahmen einer Nesselsucht bilden sich nach wenigen Stunden wieder zurück. Liegt eine allergische Reaktion zugrunde und wird das Allergen nach Auftreten der Hautmale gemieden, erscheinen sie in der Regel nicht sofort wieder. Bei unklarem Auslöser kann es jedoch passieren, dass die Quaddeln über Monate oder gar Jahre hinweg mehrmals am Tag auftreten.

Diagnose Nesselsucht

Nesselsucht ist anhand des typischen Hautausschlages schnell zu erkennen. Die Diagnostik zielt daher in erster Linie darauf ab, den Auslöser zu identifizieren. Die Behandlung erfolgt dabei in jedem Fall erst einmal symptomatisch. Am Anfang der Diagnostik steht die Befragung des Betroffenen. Folgende Fragen sind für den Arzt wichtig:

Da insbesondere bei chronischer Nesselsucht die Auslöser-Suche erschwert ist, kann es nützlich sein, wenn Sie ein Urtikaria-Tagebuch führen und notieren, zu welchen Zeiten und unter welchen Bedingungen es zum Hautausschlag kommt.

Laboruntersuchungen und Allergietests

Im Rahmen einer wiederkehrenden Nesselsucht werden Blutuntersuchungen notwendig, um andere Erkrankungen auszuschließen und gegebenenfalls auslösende Allergene festzustellen. Weiterhin kommen beim Verdacht auf eine Allergie Allergietests zum Einsatz.

Prick-Test

Beim Prick-Test werden Flüssigkeiten mit verschiedenen Allergenen auf den Unterarm geträufelt. Anschließend wird die Haut unter dem Tropfen mit einer Prick-Nadel angestochen, sodass der Wirkstoff in die Haut eindringen kann. Liegt eine Allergie vor, bildet sich unter dem entsprechenden Tropfen eine kleine Quaddel.

Intrakutan-Test

Der Intrakutan-Test verläuft ähnlich wie der Prick-Test, jedoch wird das Allergen direkt in die Haut gespritzt. Dieser Test eignet sich besonders für sensible Allergene wie Nahrungsmittel, Milben oder Insektengifte.

Provokationstest

Der Provokationstest wird relativ selten und nur nach gründlicher Abwägung des Nutzens und Risikos durchgeführt. Hierbei bekommt der Betroffene das Allergen unter natürlichen Bedingungen bewusst zugeführt. Bei einem Verdacht auf Medikamentenunverträglichkeit bedeutet das zum Beispiel, dass eine Tablette mit Penicillin unter ärztlicher Aufsicht eingenommen wird. Entsteht daraufhin die Urtikaria, gilt die Allergie als diagnostiziert.

Behandlung von Nesselsucht

Nesselsucht kann bislang nicht medikamentös geheilt werden, weswegen sich die Therapie hauptsächlich auf die Beschwerdefreiheit der Betroffenen ausrichtet. Stehen bereits Auslöser in Verdacht, die Urtikaria-Schübe zu provozieren, sollten Betroffene diese Auslöser meiden.

Symptombehandlung mit Antihistaminika

Die Symptome der Haut werden zunächst mit Antihistaminika behandelt, die in den meisten Fällen sehr gut helfen. Zu den gängigen rezeptfreien Wirkstoffen zählen zum Beispiel Cetirizin oder Loratadin. Schlägt diese Therapie jedoch nicht ausreichend an, kann eine direkte Behandlung der Haut erforderlich sein.

Cremes & Salben zur lokalen Behandlung

Zur Linderung der Rötungen und Quaddeln und vor allem des Juckreizes eignen sich Cremes mit antiallergischen Wirkstoffen (z.B. Dimetinden in Fenistil).

Diese dringen jedoch sehr langsam in die Haut ein, sodass die Linderung der Beschwerden nicht sofort nach dem Auftragen eintritt.

Kühlende & leicht betäubende Präparate schaffen schnell Linderung

Schneller wirksam sind Cremes mit Menthol oder Zinkoxid. Diese Wirkstoffe wirken heilungsfördernd und entfalten eine kühlende Wirkung, die Betroffene als sehr angenehm empfinden. Auch Präparate mit Harnstoff sind bewährt. Nicht zuletzt kommen auch Cremes mit lokaler Betäubung zum Einsatz. Durch die leichte Betäubung der betroffenen Hautareale wird der Juckreiz schnell gelindert. Zur Juckreizlinderung eignet sich zum Beispiel der Wirkstoff Polidocanol wie er unter anderem in Anaesthesulf enthalten ist.

Behandlung mit Tabletten

Bei schweren Verläufen kann die kurzzeitige Behandlung mit Tabletten, die das Immunsystem stabilisieren (Glukokortikoide) induziert sein. Diese stabilisieren die Mastzellen des Immunsystems und verhindern die Ausschüttung des entzündungsfördernden Histamins.

Behandlung bei physikalischen Ursachen

Entsteht die Nesselsucht durch physikalische Ursachen wie Druck, Kälte oder Hitze, ist eine Behandlung mit Antihistaminika nicht notwendig. Bei einer Urtikaria durch Druckbelastung, etwa durch Gurte, besteht die Therapie darin, die Hautareale, die dem Druck ausgesetzt sind, zu polstern und somit zu schützen. Die Behandlung der Kälte-Urtikaria besteht hingegen darin, kalten Wind und Zugluft zu vermeiden und die betroffenen Hautstellen entsprechend warmzuhalten. Die lichtinduzierte Nesselsucht wird behandelt, indem Betroffene sich gezielt vor Sonneneinstrahlung schützen.

Homöopathische Mitbehandlung

Die Symptome der Nesselsucht können zusätzlich homöopathisch behandelt werden. Da die Naturheilkunde bei jedem Menschen individuell und auf seine Beschwerden ausgerichtet angewendet wird, können wir an dieser Stelle keine allgemein wirksamen Präparate vorstellen. Folgende Wirkstoffe kommen in unterschiedlicher Zusammensetzung jedoch oft bei Nesselsucht zum Einsatz:

Bei Urtikaria durch Nahrungsmittelunverträglichkeit

Bei Urtikaria durch Kälte, Wärme oder Licht

Hilfreich bei unbekannten Ursachen

Hausmittel, die Linderung verschaffen

Zwar kann die Urtikaria an sich mit Hausmitteln nicht geheilt werden, jedoch können Sie sich Linderung für Ihre juckende Haut verschaffen:

Nesselsucht bei Babys und Kindern

Auch Babys und Kleinkinder können unter Nesselsucht leiden. Mitunter sind auch in dieser Altersgruppe schon Allergien oder Kälte und Hitze die Auslöser.

Nesselsucht häufig infolge eines geschwächten Immunsystems

Häufiger jedoch entsteht die Nesselsucht bei Babys und Kleinkindern nach durchgemachten Virusinfektionen als Folge des geschwächten Immunsystems. Die Behandlung einer harmlosen Nesselsucht, die etwa jedes zehnte Kind einmal durchlebt, erfolgt meist mit lauwarmen Bädern oder kühlen Kompressen.

Baumwollhandschuhe gegen den Juckreiz

Antihistaminika sind hingegen nur auf ärztliche Verordnung und bei Verdacht auf eine Allergie angezeigt. Da die Nesselsucht starken Juckreiz verursacht und Kinder diesen Reiz nicht kontrollieren können, ist es wichtig, dass Eltern darauf achten, dass die Kinder sich nicht wund kratzen. In manchen Fällen ist es daher notwendig, den Babys oder Kleinkindern dünne Baumwollhandschuhe anzuziehen, die das Aufkratzen der Hautmale verhindern.

Nesselsucht in der Schwangerschaft

Durch komplexe Veränderungen des Hormonhaushaltes und des Immunsystems während der Schwangerschaft, kann eine Nesselsucht bei Schwangeren erstmalig auftreten. Gab es vorher keine Urtikaria-Schübe, verschwindet die Nesselsucht nach der Schwangerschaft in der Regel wieder.

Doch auch Schwangere, die bereits vorher unter Nesselsucht litten, beklagen häufig schwerere Schübe während der Schwangerschaft. Glücklicherweise gibt es aber auch zahlreiche Fälle, in denen es andersherum läuft. In denen sich die Symptome der bestehenden Nesselsucht während der Schwangerschaft verbessern und nach der Geburt mitunter sogar ganz verschwinden. Leider lässt sich der Verlauf in keinem Fall vorhersagen.

Nesselsucht ist ungefährlich für das Ungeborene

Nesselsucht in der Schwangerschaft ist übrigens ungefährlich, sie kann nicht auf das Kind übergehen und wird auch nicht vererbt. Vorsicht ist lediglich bei der Einnahme von Medikamenten geboten. Schwangere sollten diesbezüglich immer Rücksprache mit ihrem Frauenarzt halten.


Bitte beachten Sie: Die ggf. im Ratgeber aufgeführten Medikamente stellen keine Empfehlungen dar. Es handelt sich hierbei lediglich um eine lose Auswahl von Präparaten, die einen bestimmten Wirkstoff enthalten und/oder einer speziellen Produktkategorie zugeordnet werden. Diese werden über unsere Seite direkt eingepflegt und sind keineswegs eine Aufforderung zum Kauf eines bestimmten Medikaments.


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